: Münchner Gold
MUSEUM Das frisch renovierte Lenbachhaus
Münchner Gelb: Das ockerfarbene Pigment prägt einige der repräsentativsten Fassaden der bayerischen Landeshauptstadt. Neben der Theatinerkirche, der Villa Stuck auch die 1890 von Gabriel von Seidl errichtete Lenbachvilla. Direkt am Königsplatz gelegen, korrespondiert das im 20. Jahrhundert mehrfach veränderte Gebäude vor allem mit dem ihm gegenüberliegenden Monumentalbauwerk, den Propyläen. Das Lenbachhaus ist mit der Schenkung von zahlreichen Werken des Blauen Reiters durch Kandinskys Lebensgefährtin Gabriele Münter nach dem Zweiten Weltkrieg zum international bedeutenden Kunsttempel geworden.
Münchner Gold: Nach vier Jahren der Sanierung, Neugestaltung und Erweiterung fand nun für Journalisten ein Soft-Opening des neuen Lenbachhauses statt. Norman Foster hat seinen neuen Kubus-Anbau in Gold getaucht. Pompös, gefällig, blendend? Sei es drum, die Präsentation der Gegenwartskunst aus der Sammlung des Hauses und der KiCo-Stiftung (hinter der sich ein anonymes Sammlerpaar verbirgt) löst einen sogartigen Run der Medienvertreter auf das neue Haus aus. Das neue Atrium macht gleich eine sanfte, aber deutliche Ansage: Wir können auch Gegenwart. Ein mehrteiliges Frühwerk von Jeff Wall und besonders die zentrale, den hohen Raum ausnutzende Metall-Farbglas-Skulptur „Wirbelwerk“ von Ólafur Elíasson von 2012 verweisen auf das Jetzt im Hier.
Hierarchien wurden im Zuge der Umgestaltung von äußerer Hülle und innerer Struktur weitgehend aufgelöst. Sanft streicheln viele Hände die nun in Teilen vom Goldanbau eingefasste Außenwand des Altbaus. Wer sich treiben lässt – vorbei an der noch leeren Abteilung 19. Jahrhundert – gelangt in den ersten Stock des Neubaus. Und staunt. Auch hier im Bereich der Kunst nach 1945 sind intime Räume geschaffen worden – ein Markenzeichen des alten wie neuen Hauses. Intelligente und inspirierende Hängungen ergeben neue Perspektiven. Wolfgang Tillmans Fotografien im Gespräch mit Arbeiten von Isa Genzken, ein Kronleuchter von Cerith Wyn Evans lenkt Blicke auf die Konzeptkunst von Roman Opalka und On Kawara. In der Verdichtung der einzelnen, kleinteiligen Räume explodieren die Installationen einer Monica Bonvicini oder einer Angela Bulloch. Das Zusammenspiel mit den in Kürze sichtbaren Werken von Joseph Beuys und denjenigen des Blauen Reiters lässt auf eine eigenwillige Arena der Moderne hoffen.
Derart inspiriert kann man, wenn man will, das im Neubau untergebrachte, noble Restaurant „Ella“ (Kandinskys Kosename für Gabriele Münter) aufsuchen. Mit Blick auf die Propyläen und ein wenig Gold in der Tasche lässt der betuchte Münchner den lieben Gott italienisch sprechen.
K. ERIK FRANZEN
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