Gas: Eon gewinnt

Der Eon-Ruhrgas-Konzern profitiert in jedem Fall vom Lieferstopp des Gasprom-Gases an die Ukraine

Im Aufsichtsrat des russischen Staatsunternehmens Gasprom sitzt ein Ausländer: Burckhard Bergmann, Vorstandsvorsitzender der Essener Eon-Ruhrgas AG. Und der Chef des größten deutschen Gasversorgers hat zumindest nichts dagegen, dass Gasprom dem Nachbarstaat den Gashahn zu dreht. Tatjana Dreyer, Sprecherin des Unternehmens, sagte der taz, „Herr Bergmann hat sich in einem Interview mit der Welt am Sonntag am 18. Dezember zu diesem Thema geäußert“. Der Gasprom-Aufsichtsrat sagte dem Springer-Blatt: „Ich kann verstehen, dass die Russen die Ukraine nicht bei steigenden Marktpreisen mit billigem Erdgas weiter subventionieren können.“

Danach blieb das Unternehmen über Bergmanns Rolle bei der Gasprom stumm. Das Unternehmen hält selbst 6,5 Prozent am russischen Staatsunternehmen, ist also durchaus an einem höheren Gaspreis in der Ukraine interessiert. Und deshalb wissen die Essener auch ganz sicher, was zu einem Druckabfall in den Pipelines nach Deutschland führt. Gasdiebstahl!

„Die Ukraine zweigt Teilmengen von den für den Transit bestimmten Erdgasmengen ab, so dass in Westeuropa nicht mehr die vollen vertraglichen Erdgasmengen ankommen“, heißt es in der Pressemitteilung des Unternehmens zum Lieferausfall. Obwohl die Ukrainer behaupteten, lediglich die Gasmengen abzuzweigen, die ihnen im Transfervertrag zugesichert worden seien, blieb auch Sprecherin Dreyer bei dem Vorwurf des Gasdiebstahls und diese Informationen seien sicher. „Wir haben unsere Quellen, schließlich beziehen wir über 80 Prozent unseres russischen Gases über die Ukraine.“

Weil auch andere Länder weniger Gas aus Russland bekommen, könnte der Konzern sogar noch von seinen gesammelten Gasvorräten profitieren: Der ungarische Gasversorger MOL hat angekündigt, mit Eon-Ruhrgas Gespräche über Lieferungen beginnen zu wollen. Die Angst vor kalten, deutschen Wohnzimmern könnte dem Konzern aber auch noch anderweitig nützen. Die Versorgungssicherheit der Bevölkerung stehe auf dem Spiel, meinen einige. Und so kommt die Diskussion um die Verlängerung der Laufzeiten der Atomkraftwerke wieder richtig in Gang. Und von denen sind noch neun mit Eon-Beteiligung in Deutschland in Betrieb.ELMAR KOK