CSU lobt Edmund Stoiber – und sich selbst

Friede, Freude, Eierkuchen bei der einst gefürchteten Klausurtagung in Wildbad Kreuth: CSU ist super, CDU auch

KREUTH ap/dpa/taz ■ Es gibt in Bezug auf die CSU ein paar Fragen, deren Beantwortung durchaus interessant wäre: Ist die Bayern-Partei geschwächt? Hat sie ihr soziales Profil verloren? Welche Rolle spielt die „kleine“ CSU in der großen Koalition in Berlin? Und: Wer soll den angeschlagenen Parteichef Edmund Stoiber beerben? Aber darauf gibt es keine Antworten, jedenfalls nicht auf der diesjährigen Winterklausur der CSU-Landesgruppe. Einst war Wildbad Kreuth, der traditionelle Tagungsort der CSU, bekannt für engagiertes CDU-Verkloppen – 2006 ist es ein Örtchen für eine Kuschelpartie.

Schon vor Beginn der Klausur war klar, dass sie für Edmund Stoiber, der nach seinem Verzicht auf ein Ministeramt in Berlin die CSU in schwere Turbulenzen gestürzt hatte, zu einem vergleichsweise angenehmen Termin werden würde. Der bayerische Ministerpräsident sitzt wieder einigermaßen fest im Sattel, seine potenziellen Nachfolger sind vor einem Putsch zurückgeschreckt, jetzt soll zur Abwechslung Bayern regiert werden. So waren schon zum Auftakt der Tagung nur demonstrative Lobesreden auf Stoiber zu hören. Es setze sich zunehmend die Erkenntnis durch, dass Bayern unter Stoiber „prima regiert wird“, sagte Landesgruppenchef Peter Ramsauer. Auch Landwirtschaftsminister Horst Seehofer, normalerweise CSU-Rebell vom Dienst, verzichtete auf Kritik am Parteichef: „Er ist völlig unangefochten im Parteivorsitz und als Ministerpräsident und wird uns auch in die nächsten Aufgaben führen.“ Die nächste Aufgabe: die Spitzenkandidatur für die bayerische Landtagswahl 2008. „Ich bin total davon überzeugt, dass das so sein wird und dass das so notwendig ist“, sagte Seehofer. „Alles andere würde uns in eine Zerreißprobe führen.“

Bei so viel Lob gab sich Stoiber selbstbewusst. Auf den Ärger nach seinem Rückzug nach Bayern ging er nur kurz ein und erklärte lediglich, er habe sich mit der CSU-Landesgruppe schon vor Wochen ausgesprochen. Stoiber will seine Partei zum Stabilitätsanker des Regierungsbündnisses machen. Die CSU werde eine Scharnierfunktion zwischen Radikalreformern und Sozialutopisten übernehmen, sagte Stoiber in Kreuth. Stoiber bezeichnete die CSU als „die Volkspartei in Deutschland“, die die Klammer zwischen den anderen großen Parteien bildet. Der Partei gefiel’s – sie empfing Stoiber mit anhaltendem Applaus.

Und als seien die Zahlen dazu bestellt, rutscht die CSU in den Umfragen wieder nach oben: 56 Prozent würden sie in Bayern im Moment wählen. J. K.