Immer weniger HelferInnen im Verein für ökumenische Ausländerarbeit

FLÜCHTLINGSHILFE Die kirchliche Flüchtlingshilfe Bremen hat Nachwuchsprobleme. Um junge Leute zu gewinnen, will sie in Zukunft verstärkt auf konkrete und zeitlich überschaubare Projektmitarbeit setzen

■ Der Bremer Verein „Zuflucht – Ökumenische Ausländerarbeit“ bietet Vermittlung von Beratung und Unterstützung für Flüchtlinge.

■ Er hilft bei der Vernetzung von Kirchengemeinden und Initiativen in der Flüchtlingsarbeit.

■ Er begleitet Gemeinden im Falle eines Kirchenasyls.

■ Er kontrolliert Behörden und informiert über die Lage von Flüchtlingen und MigrantInnen.

■ Kontakt: www.zuflucht-bremen.de

„Flüchtlingsarbeit muss erfrischender und moderner werden“, mahnt Fanny Dethloff. Die Flüchtlingsbeauftragte der Nordkirche und Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche war am vergangenen Mittwoch Gast des Werkstattgesprächs „Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen – Handlungsmöglichkeiten von ChristInnen und Gemeinden für eine Willkommenskultur für Flüchtlinge“, zu dem der Bremer Verein „Zuflucht – Ökumenische Ausländerarbeit“ eingeladen hatte.

Die Nachwuchsfrage nahm einen zentralen Punkt in der Diskussion ein. Ein Mangel an jungen Menschen, die sich im kirchlichen Kontext für Flüchtlinge einsetzen, gefährde die Arbeit der zunehmend ausgedünnten Gruppen, so Dethloff.

Junge Menschen würden sich nur für ein Engagement in zeitlich überschaubaren Projekten begeistern lassen, weniger durch die Aussicht auf eine „fünfzehn Jahre dauernde zermürbende Arbeit“ in einer kleinen Gruppe, die stetig um ihren Erhalt kämpfe. Das Organisieren von Gästewohnungen für Menschen, denen die Abschiebung droht, und die Kontrolle von staatlicher Abschiebepraxis am Hamburger Flughafen nannte Dethloff als Beispiele kurzfristigen und sehr effektvollen Engagements.

Die Flüchtlingsarbeit in den Kirchengemeinden ist vielfältig. In Habenhausen entstand für die BewohnerInnen des Übergangswohnheimes in der Steinsetzerstraße eine Teestube, ein Kinderspielzimmer, Deutschkurse und Veranstaltungen mit der Gemeinde. Pastoralreferent Egbers-Nankemann berichtete von Verbesserungen des im Polizeipräsidium Bremen-Vahr untergebrachten Abschiebegewahrsams. Dort hätten noch 2004 „schlimme Zustände“ geherrscht. „Es gab immer wieder Beschwerden über das Essen, die Fenster konnten nicht geöffnet werden.“ Durch die Gemeinde- und Beiratsarbeit wurden bauliche Mängel beseitigt, der „häftlingsartige“ Umgang mit den Flüchtlingen hat sich verbessert. Auch eine Härtefallkommission sowie eine Seelsorge wurden eingerichtet. Die Zustände hätten sich durch das Eingreifen des Arbeitskreises deutlich verbessert und es gebe nur noch selten Gründe zur Kritik.

Genau dies, so Fanny Dethloff sei Aufgabe der Zivilgesellschaft. Projektbezogenes Engagement in Arbeitskreisen der Gemeinde, in Vereinen und Initiativen oder auch als Einzelperson seien dringend notwendig, um behördliche Willkür gegenüber Flüchtlingen aufzudecken und ihr eine Absage zu erteilen – oder kurz: „Besuche machen! Aufregen! Meldung machen!“ BRUNO STEINMANN