Fünf Prozent Hanfblütensirup

PRODUKTTEST Der Hanf-Eistee schmeckt im Abgang wie ein frisch angezündeter Joint

Wenn Menschen, die sich das Rauchen abgewöhnt haben, mal wieder einen Joint konsumieren wollen, kommen sie auf die bizarrsten Ideen, um den Kontakt zu süchtig machendem Tabak zu vermeiden. Manche krümeln sich ihr Gras in Rooibos-Tee, andere in getrocknete Salbeiblätter – wohnt man einem solchen Unterfangen als Unbeteiligter bei, wähnt man sich im Reformhaus / in einer Teestube / an einem exotischen Ort. Ein bisschen verdreht ist auch der CSwiss Ice Tea: „The Original Cannabis Ice Tea“. Dieser schmeckt ebenfalls nach Tee und Cannabis, dröhnt aber nicht. Er enthält fünf Prozent Hanfblütensirup und Promille von Hanfblütensirupextrakt, ist aber polizeilich garantiert THC-befreit.

In seiner „patentierten finnischen Lamy-Can-Dose“ aus Pappe ist er die Unschuld vom Lande. Große Supermarktketten scheuen sich trotzdem, ihn in ihr Sortiment aufzunehmen. Und pädagogisch gesinnte Experten warnen davor, dass der Genuss dieses Getränks zum Cannabis-Konsum anregen könnte. Natürlich trägt genau diese vorauseilende Kriminalisierung dazu bei, den Ruhm des Getränks zu befördern. Gesichtet wurden die orangefarbenen Dosen bereits an diversen Tankstellen, in urbanen Getränkeautomaten, in Hanf-Spezialhandlungen sowie in Berliner Spätshops. Aber wie schmeckt das ominöse Getränk denn nun? Gekühlt gar nicht schlecht, nämlich wie Eistee. Zucker ist drin, Zitronensaft, Schwarztee-Extrakt… und eben Hanfblütensirup. Der macht sich allerdings erst „im Abgang“ ganz leicht bemerkbar – schmeckt dann ein bisschen so, wie ein frisch angezündeter Joint riecht, richtig. Aber will man sich danach eine Riesenwumme anzünden? Nein, das wäre ja so, als ob man nach dem Genuss von Red Bull einen Stierkampf bestreiten wollte (Taurin).

Wirklich verruchte Produkte wie Brösel-Schokolade, Dope-Cupcakes oder THC-Drops hingegen lassen weiter auf sich warten. Die Industrie ist einfach noch nicht so weit. MARTIN REICHERT