Sojabohne dringt vor

EIWEISSLIEFERANTIN Sojabohnenfelder könnte es auch in Norddeutschland geben, wie ein Versuchsanbau zeigt

Norddeutsche Ökobauern könnten in naher Zukunft Sojabohnen ernten. Dafür brauchen sie nur warme Temperaturen und genügend Niederschlag. Das hat sich bei dem Versuchsanbau auf drei Feldern in Wallenhorst bei Osnabrück, in Gifhorn und im hessischen Witzenhausen gezeigt.

In Massen werden Sojabohnen in Norddeutschland aber wohl nie gezüchtet. „Sie werden wohl immer die Ausnahme sein“, sagt der Agrarwissenschaftler Dieter Trautz, Projektleiter des Versuchsanbaus in Osnabrück. Darüber ist er sogar froh. Denn um riesige Erträge zu ernten, müssten die Temperaturen höher sein. Und das wiederum würde bedeuten, dass sich die Klimaerwärmung noch stärker auswirken würde.

Allerdings spielt die Veränderung des Klimas bei dem Versuchsanbau eine Rolle. Die Experten sind erst durch die höheren Temperaturen darauf gekommen, Soja anzubauen. Bisher wurde die Pflanze nur in Süddeutschland angebaut.

In der Lebensmittelindustrie sei hochwertiges, gentechnisch unverändertes Soja sehr gefragt, sagt Dieter Trautz. Aber auch als Futtermittel für Ökolandwirte sind die Sojabohnen interessant, wie Walter Hollweg, Pressesprecher der Landwirtschaftskammer Niedersachsen erklärt. Die Landwirtschaftskammer betreibt das Versuchsfeld in Gifhorn, das Feld in Witzenhausen wird von der dortigen Universität betreut.

Der weitaus größte Teil der weltweit 221 Millionen Tonnen Soja im Jahr kommt aus den USA, Argentinien und Brasilien. In ersteren beiden Ländern ist Soja zu fast 100 Prozent gentechnisch verändert. „In Brasilien sind es 60 bis 65 Prozent“, schätzt Trautz. Europa hat gerade mal einen Anteil von knapp über einem Prozent an der weltweiten Sojaproduktion.

Doch die Bohnen rücken in immer nördlichere Gefilde vor. Außer in Deutschland wird die Pflanze auch in Österreich und in der Schweiz angebaut.

ANNE REINERT