Verteidigung zweifelt

Im Sürücü-Prozess sollen mehrere Beweisanträge die Glaubwürdigkeit der Belastungszeugin in Frage stellen

Der Prozess um den Mord an der 23-jährigen Deutschkurdin Hatun Sürücü wird mindestens noch bis zum März dauern. Die Verteidiger der drei angeklagten Sürücü-Brüder haben gestern mehrere Beweisanträge gestellt, mit denen die Glaubwürdigkeit der Hauptbelastungszeugin Melek A. angezweifelt werden soll.

Außerdem forderten sie, den Professor für Kultur- und Sozialantrophologie, Werner Schiffauer, als Sachverständigen zu hören. Der Hintergrund ist, dass Schiffauer in einem taz-Interview in Abrede gestellt hatte, dass es sich bei der Tat um einen klassischen Ehrenmord handelt.

Hatun Sürücüc ist am 7. Februar 2005 in Tempelhof auf offener Straße erschossen worden. Der Staatsanwalt geht davon aus, dass die drei Brüder ihre Schwester wegen ihres emanzipierten Lebensstils gemeinschaftlich ermordeten, um die Familienehre wiederherzustellen. Der 26-jährige Angeklagte Mutlu soll die Waffe besorgt, der 25-jährige Alpaslan Schmiere gestanden und der 19-jährige Ayhan geschossen haben. In dem Prozess, der Mitte September vor dem Landgericht begann, hat Ayhan die Schuld allein auf sich genommen. Die beiden Älteren bestreiten jegliche Beteiligung.

Mit ihren Beweisanträgen versucht die Verteidigung zu erhärten, dass Ayhan allein gehandelt habe. Einem der Anträge hat das Gericht gestern bereits stattgegeben. Am kommenden Donnerstag soll eine Kriminalbeamtin gehört werden, die im Februar bei der polizeilichen Vernehmung Melek A.s zugegen war. Der Antrag, Schiffauer zu laden, wurde zurückgestellt. PLU