DERZEIT KANN DER WELTMARKT DAS BUNDESBANK-GOLD LOCKER VERKRAFTEN
: Die Milliarden der Währungshüter

Auf mehr als 3.400 Tonnen Gold sitzt die Bundesbank in Frankfurt am Main, 45 Milliarden Euro ist ihr Schatz derzeit wert – und wirft keinen Cent Zinsen ab. Selbst die allerkonservativste Anlage in Wertpapieren brächte Jahr für Jahr mehrere Milliarden Euro Zinsen, und mindestens ebenso viel Geld wäre einzusparen, wenn das Tafelgold versilbert und zur Schuldenfinanzierung verwendet würde. Oder, per zweckgebundenes Sondervermögen, für eine Bildungsoffensive. Aber davor muss erst einmal die Bundesbank-Ideologie in den Köpfen der Politik geknackt werden – und die Bundesbank selbst auch.

Technisch ist die Goldverwertung kein Problem: Edelmetall zur Währungsdeckung wird nicht mehr benötigt. Zudem steigt der Goldpreis so schnell, dass jährliche Verkäufe von mehreren hundert Tonnen kursneutral am Markt untergebracht werden können. Auch der Weg, auf dem die Gold-Erlöse aus dem Haushalt der Bundesbank in den Bundeshaushalt überführt werden können, ist längst erprobt. Und die – einleuchtende – Verpflichtung des Bundesbank, sich in puncto Goldverkäufen mit den anderen Euroland-Zentralbanken abzustimmen, kann jederzeit neu ausgehandelt werden.

Aber die Bundesbank verkauft nicht einmal die derzeit möglichen 120 Tonnen jährlich, deren Gewinn, mehr als eine Milliarde Euro, sie an den Bund abführen müsste. Noch immer verteidigen die Bundesbanker mit dem Gold den Rest ihrer früheren Hegemonie. Dabei war das Edelmetall auch vor der Gründung der Europäischen Zentralbank schon hoffnungslos unmodern, weil das Konzept der Golddeckung schon 1971 zusammengebrochen ist. Dass sich die Politik bis heute scheut, den Bundesbankern das Gold einfach wegzunehmen, lässt sich kaum anders als gruppensoziologisch erklären: Aus altgewohntem, aber unzeitgemäßem Respekt vor den einstigen Währungshütern entsenden Bundesrat und Bundesregierung noch immer Vertreter im Geiste alten Denkens in den Bundesbank-Vorstand. Wird Zeit, dass sich das ändert. Dann kann auch ernsthaft über die Ziele der Goldversilberung gestritten werden. DIETMAR BARTZ