Asoziale Kälte

WAS SAGT UNS DAS? Wieder hat eine Schaffnerin eine Jugendliche des Zuges verwiesen – bei –15 Grad

Es braucht nicht viel, um Jugendliche aus der Bahn zu werfen. Im Falle einer 16-Jährigen aus Groß Köris in Brandenburg erledigte das am Dienstagabend mal wieder eine Schaffnerin der Deutschen Bahn. Bei nicht ungefährlichen –15 Grad musste das Mädchen um 22 Uhr drei Stationen vor ihrem Ziel am verwaisten Bahnhof von Königs Wusterhausen aussteigen, weil ihr zwei Euro für das Ticket gefehlt hatten – obwohl die Bahn nach einer Häufung ähnlicher Vorfälle ihre Mitarbeiter nicht nur angewiesen, sondern eigens geschult hat, Minderjährige auf keinen Fall rauszuschmeißen.

Aber dann ist es dunkel, es ist schon spät, die Stimmung im flackernden Neonlicht der regionalen Bimmelbahn ohnehin schon auf einem ähnlichen Tiefpunkt wie die Temperatur draußen, fern sind die um das Image ihrer Bahn besorgten Chefs, und dann hockt da eine womöglich bockige, Kaugummi kauende Göre mit Kopfhörern, an der sich all der aufgestaute Frust einer überforderten Fachkraft blitzeisartig entladen kann. Dennoch: Es handelt sich um das private Problem der Schaffnerin, die nun arbeitsrechtliche Konsequenzen zu gewärtigen hat. Und die Bahn kriecht zu Kreuze. FRA