Als Derbysieger gehn

UND TSCHÜSS Greuther Fürth steht als erster Absteiger fest. Dabei ging es unter Trainer Frank Kramer zuletzt deutlich bergauf

„Vor dem Tor waren wir nicht ganz so effizient wie Hannover“

FRANK KRAMER

Fürths Mittelfeldspieler Johannes Geis brachte es auf den Punkt: „Das Spiel war ein Spiegelbild der ganzen Saison.“ Mal wieder hatte sein Team beim 2:3 gegen Hannover 96 spielerisch und kämpferisch alles gegeben. Und mal wieder war es nicht belohnt worden, weil in den entscheidenden Momenten hinten die Konzentration und vorne die Kaltschnäuzigkeit fehlte. Aus über 20 Torchancen destillierten die Franken gerade mal 2 Treffer durch Nikola Djurdzic heraus (41./83), eine schwache Hannoveraner Mannschaft siegte nach Toren von Mohammed Abdellaoue (36.), André Hoffmann (71.) und Sergio Pinto (87.) und wusste nach dem Abpfiff selbst nicht, wie sie ein so schwaches Spiel gewinnen konnte. 19 Stunden später, nach den Siegen von Hoffenheim und Augsburg, steht Fürth nun auch rechnerisch als erster Absteiger fest. Frank Kramer, der seit Mitte März amtiert, kann sich nun daranmachen, eine neue, aufstiegstaugliche Mannschaft zu formen.

Allerdings fragen sie sich in Fürth, warum ein Team, das letzte Saison noch 73 Tore erzielte, nun mit 22 Toren in 31 Spielen absteigt. Leider sei man „vor dem Tor nicht ganz so effizient gewesen wie Hannover“, sagte Kramer mit unverhohlenem Sarkasmus. Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Die Fürther Abschlussversuche ist comedytauglich, allein Djurdzic hätte drei Tore mehr machen müssen.

Dabei hat sich die Mannschaft zuletzt durchaus weiterentwickelt. Auch gegen Hannover spielte Fürth bis zum Schlusspfiff, als glaube man wirklich an die Minimalchance, den Relegationsplatz doch noch zu erreichen. Das Fürther Tempo wirkte zeitweilig zu hoch für die Niedersachsen, das spricht nicht für 96.

Mit Ausnahme des 1:6 gegen Dortmund spielte das Kleeblatt meist gut mit, war sogar häufig das bessere Team. Mannschaftsintern scheint die Stimmung intakt zu sein – auch weil Kramer ein Balanceakt gelungen ist. Die Forderung aus dem Umfeld, nach dem feststehenden Abstieg nur noch auf Youngster zu setzen, die auch in der kommenden Zweitligasaison eine Rolle spielen könnten, erfüllte er nicht in vollem Umfang. Doch unter ihm sind Eigengewächse wie Felix Klaus (18) und Derbyheld Johannes Geis (19) zu Stammspielern geworden, auch Thomas Pledl (18) und Ilir Azemi (21) sind an den Kader herangerückt. Der hoch veranschlagte Sercan Sararer, der, seit sein Wechsel nach Stuttgart feststeht, eher durch Divenhaftigkeit als durch Leistung auffiel, spielte zuletzt keine Rolle mehr. Auch so eine Maßnahme kann einem wankenden Ensemble vermitteln, dass der Leistungsgedanke wirklich zählt.

In der kommenden Spielzeit wird es also wieder gegen Paderborn und Duisburg gehen, das Stadion wieder nur halb voll sein und die Erinnerung an das unglückselige Erstligajahr allmählich in rosigeren Farben erscheinen. Für die Hardcorefans in der Kurve hat sich die Saison trotz aller Nackenschläge gelohnt. Schon vor dem Anpfiff brachte die Ultragruppe „Horidos“ die Stimmungslage in der Kurve mit einem Transparent auf den Punkt: „Der Abstieg ist kein Problem, doch wir werden als Derbysieger gehn.“ CHRISTOPH RUF