Die Halle, das sind die anderen

Fauler Budenzauber: Der HSV verärgert mit einem No-Name-Team die Ausrichter des Turniers in Hamburg-Alsterdorf und geht sang- und klanglos unter. Sieger wurden die Spieler des norwegische Erstligisten Fredrikstad FK. Sie dürften sich gewundert haben, wie es der HSV auf den zweitenTabellenplatz der deutschen Bundesliga geschafft hat

Der FC St. Pauli frühzeitig ausgeschieden, der HSV mit einem lustlosen Auftritt – die Jubiläumsgrüße der Hamburger Vereine an Horst Peterson, der am Wochenende zum 20. Mal zum Hallenturnier in Hamburg-Alsterdorf geladen hatte, fielen sehr gedämpft aus.

Während der FC St. Pauli mit Rückkehrer Jens Scharping vornehmlich darauf bedacht war, drei Wochen vor dem Pokal-Viertelfinale gegen Werder Bremen Verletzungen zu vermeiden und alle drei Gruppenspiele verlor, sorgte der Hamburger SV mit seiner Vorgehensweise für Unmut in Alsterdorf. Zwar nahmen die Rothosen im Gegensatz zum Vorjahr wieder am Turnier teil, schickten aber eine Mischung aus Regionalliga-Nachwuchs und Jugendspielern. Getreu dem Motto: Die Halle, das sind die anderen.

Während Publikumsmagneten wie Rafael van der Vaart in Zivil Autogramme schrieben, besiegte das Verlegenheits-Team erst Kickers Emden mit 1:0, war dann gegen den späteren Sieger Fredrikstad beim 2:5 chancenlos. Im letzten Spiel gegen eine tschechische Hallen-Auswahl ging den von Masseur-Rentier Hermann Rieger aufgepäppelten Zukunftshoffnungen die Luft aus. Die 24-minütige Lehrstunde endete 1:7 und traf vor allem bei den Zuschauern auf wenig Verständnis. „Für 500 Euro wären wir für den HSV eingesprungen“, sagte der Präsident eines Amateurvereins, der in den Qualifikationsturnieren gescheitert war. Zum 0:5 spielten die Hallensprecher passenderweise den Jingle „HSV forever and ever“ ein.

Beim gestern ausgetragenen eigenen Turnier in der Color-Line-Arena (nach Redaktionsschluss beendet) liefen für den HSV immerhin Sergej Barbarez und David Jarolim auf. Das Auftakt-3:0 gegen den VfB Lübeck unterstrich die unterschiedliche Wertschätzung, die der Bundesliga-Zweite den beiden Auftritten auf Parkett einräumt.

Zum Glück überreichte wenigstens Oberligist Altona 93 einen bunten Strauß an den Alsterdorfer Turnierorganisator Peterson. Der Traditionsverein hatte sich durch den Gewinn der Hamburger Hallenmeisterschaft am Mittwoch einen Startplatz im Konzert der Gerne-Großen gesichert und spielte erfrischend auf. Nach einem 4:2 über den Lokalrivalen St. Pauli wäre beinahe der Halbfinal-Einzug geglückt, doch nach einer 3:0-Führung fehlte den Amateuren gegen den VfB Lübeck die Kraft. Vier Altonaer mussten gestern beim HSV-Turnier noch Überstunden schieben. Berkan Algan, Andreas Kappler, Roger Stilz und Oliver Hinz – in Alsterdorf zum besten Torwart gewählt – spielten für eine Hamburger Amateur-Auswahl, die gegen Hertha BSC Berlin immerhin ein 1:1 erreichte.

Die in Bestbesetzung angetretenen Lübecker verloren im Alsterdorfer Halbfinale gegen Tschechien, sicherten sich im Neunmeterschießen gegen Vorjahressieger Kroatien aber Platz drei. Sieger der Jubiläumsausgabe wurde der norwegische Erstligist Fredrikstad FK, der im Finale Tschechien 2:1 bezwang. Die Wertschätzung der Skandinavier für die überdachte Winterpausen-Überbrückungsmaßnahme ließ sich auch daran ablesen, dass gleich drei Journalisten die Fredrikstader Expedition begleiteten. Gut möglich, dass sich einige norwegische Zeitungsleser demnächst beim Betrachten der Bundesliga-Tabelle verdutzt die Augen reiben, wenn sie als härtesten Bayern-Verfolger den HSV identifizieren. Folke Havekost