Aktien für Chefs, Weihnachtsgeld für Arbeiter

Kein einheitliches Modell: Wie in NRW ansässige Unternehmen ihre Beschäftigten am Firmengewinn beteiligen

In Deutschland ist der Arbeitnehmer meist kein Kapitalist. Während in Frankreich rund 43 Prozent und in England 24 Prozent aller Beschäftigten an ihren Unternehmen beteiligt sind, waren es in Deutschland laut verschiedenen Statistiken zuletzt lediglich zwischen zwei und fünf Prozent. In NRW beteiligen nur wenige, meist börsennotierte Firmen ihre Mitarbeiter am Gewinn.

Hochgelobt wird oft das Beteiligungsmodell von Bertelsmann. Für das Medienunternehmen mit Sitz in Gütersloh gehört Gewinnpartizipation zur „Unternehmenskultur“. Firmen-Patron Reinhard Mohn führte im Jahr 1970 die Mitarbeiterbeteiligung ein. „Den Aufgaben der Zukunft werden nur Unternehmen gewachsen sein, deren Mitarbeiter sich mit ihrer Firma identifizieren können“, so Mohn damals.

Vor einigen Jahren änderte Bertelsmann sein Modell: Die Auszahlung der Gewinnbeteiligung wird seitdem nicht mehr in Form von „Genussscheinen“ (aktienähnliche Inhaberpapiere), sondern alternativ als Beitrag zur Altersvorsorge oder in bar vorgenommen. Mitarbeiter können nun abhängig vom Erfolg ihrer Firma bis zu eineinhalb Monatsgehälter extra erzielen. Wenn Bertelsmann weltweit gute Ergebnisse verzeichnet, kommt noch einmal ein halbes Monatsgehalt hinzu. Die Kehrseite: Als die inländischen Bertelsmann-Firmen 2002 nicht die Renditevorgabe von zehn Prozent erfüllten, gab es keine Gewinnbeteiligung.

Mit so genannten Mitarbeiteraktien beteiligt der Essener Stromriese RWE seine Beschäftigten. Die Angestellten können die Papiere zu einem festgelegten Referenzkurs erwerben, der meist etwas unter dem Börsenwert liegt. Beim Kauf der ersten 10 Aktien gewährt RWE 135 Euro Rabatt, auf alle weiteren Papiere gibt es 20 Prozent. Die Vorteile für RWE: Das Geld bleibt im Unternehmen – und „die Mitarbeiter beschäftigen sich dem Arbeitgeber“, so RWE-Sprecher Harald Fletcher.

Für viele Arbeitnehmer gibt es statt Gewinnbeteiligung jedoch ergebnisabhängige Einbußen. Beim Bochumer Autobauer Opel gab es zuletzt im Jahr 1992 eine Sonderzahlung. In den vergangenen Jahren machte das Unternehmen Verluste. „Da war es gut für die Arbeitnehmer, dass sie nicht beteiligt waren“, sagt Unternehmenssprecher Ulrich Weber. Als Folge der schlechten Ergebnisentwicklung sank dafür das Weihnachtsgeld von 130 Prozent eines Monatslohns auf 85 Prozent.

Eine Firma hat bereits auf die CDU-Vorschläge reagiert: Die Düsseldorfer Handelskette Metro. Bislang gibt es Gewinnbeteiligungen nur für Manager, nun aber will Metro dem Betriebsrat ein Modell für alle Mitarbeiter vorschlagen. „Die Idee ist gut, muss aber noch diskutiert werden“, sagt Firmensprecher Jürgen Homeyer. Wie die Beteiligung konkret aussehen soll, ist noch offen. Nur eins ist klar: Einkaufsgutscheine soll für Fernseher bei Media-Markt und Parfum bei Kaufhof soll es nicht geben. „So etwas gilt bei uns nicht als Zahlungsmittel“, so Homeyer. KAN/TEI