Ein neues Kapitel einer unendlichen Geschichte

Im Herbst soll in der Bürgerschaft endlich eine Gastronomie eröffnen. Jetzt wurde die Fläche öffentlich ausgeschrieben. Konkurrenz ist groß

Bremen taz ■ Was lange währt, wird endlich Kneipe – so oder ähnlich ließe sich die Historie des Parlaments-Parterres zusammenfassen: Am Wochenende war das Erdgeschoss der Bremischen Bürgerschaft öffentlich ausgeschrieben, als Gastronomie. Im Herbst soll, wenn alles gut geht, auf 415 Quadratmetern ein Bistro, ein Café, ein Restaurant – kurz: eine Gaststätte eröffnen. Dem Vernehmen nach soll es mindestens drei Interessenten geben.

Sie und alle, die sich bei der Gesellschaft für Bremer Immobilien bewerben, müssen den „Umbau auf eigene Kosten“ organisieren, so steht es im Ausschreibungstext. Diese Kosten sind es, die bisher verhindert haben, dass im Erdgeschoss des Parlaments was anderes passiert als gar nichts. Auf 1,3 Millionen Euro wurden die Umbaukosten bisher beziffert, ein Drittel davon sollte aus dem Landeshaushalt kommen – das aber hatte Parlamentspräsident Christian Weber im Frühjahr auf eigene Faust und mit Verweis auf leere Landeskassen abgesagt. Bis dahin waren schon einige Ideen vorgelegt und ein paar Leute vor den Kopf gestoßen.

Als erstes Zechbau und der Gastronom Andreas Hötzel. Unter dem Arbeitstitel „Wolke 7“ hatten sie ein ambitioniertes Konzept vorgelegt und, um die aufwändigen Umbauten in Statik und Lüftung – verlangt trotz vorhandener Lüftungsanlage und Riesenküche – zu refinanzieren, mit langfristiger Umsonst-Nutzung gerechnet. Das aber wollte die Bürgerschaft nicht.

Ein zwischenzeitlich gemeinsam mit dem Weser-Kurier ausgerufenes Ideensammeln, was in der ebenerdigen Leere des höchsten Hauses geschehen könne, war sang- und klanglos ausgelaufen. Institutionen wie die Bürgerstiftung oder die Freiwilligenagentur könnten hier, im Hause der Bremer Bürger, ihr Domizil einrichten, so hieß es damals. Aus all dem wurde mangels Geld nichts – „ein trauriges Ergebnis“, sagt ein Beteiligter.

Nun also wieder Gastronomie, ohne Staatsgeld, aber mit Beteiligung von InBev. Denn in Bremens guter Stube soll Bremer Bier getrunken werden. InBev will sich nicht selber engagieren, einem Betreiber aber „mit Servicedienstleistungen unter die Arme greifen“, so InBev-Sprecher Jörg Schillinger. Die letzten Gespräche seien aber bereits Anfang November gelaufen, seither warte man auf weitere Schritte seitens Bürgerschaft oder GBI.

Einer der Interessenten ist die Veranstaltungsgesellschaft der Bremer Schausteller, die ihr Engagement schon im Frühjahr angeboten und auch da bereits einen Umbau ohne Staatsgeld für machbar gehalten hatte. Man müsste den Umbau „vielleicht abspecken“, sagte Geschäftsführer Robert Weinert gestern noch einmal, eine Gastronomie „müsste auch für kleineres Geld hinzukriegen sein“.

Leicht wird es für den neuen Gastronomen nicht: Die Konkurrenz ist groß und sie wächst. Auf die andere Seite der Bürgerschaft, ins „Medicinische Warenhaus Seyb“ am Markt soll auch eine Kneipe kommen. sgi