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UNVERBREMT: HENNING BLEYL ÜBER ZWEI-EURO-STÜCKEWir sind Münze

30 Millionen Bremensien können nicht irren: Seit Freitag rollen die Bremer Münzen durch die Republik und werden laut Bürgermeister Böhrnsen zu „weit reichenden Botschaftern, die auf unsere Freiheit und Selbstständigkeit hinweisen“. Vor der Bremer Bundesbank-Filiale bilden sich Schlangen, „statistisch könnte bald jeder dritte Deutsche ein Stück Bremen in den Hände halten“, rechnet die Senatspressestelle vor.

Im Glanz des frisch geprägten Bremens will sich auch der Kulturstaatsminister sonnen. Neumann lobt „die anspruchsvolle künstlerische Gestaltung der Motive“, um hinzuzufügen, „…an der mein Ressort mitgewirkt hat“. Unter den Scheffel stellt sich oder sein eventuell vorhandenes Licht derzeit niemand, wenn es um Bremens neue Reichtümer geht. Immerhin ist ein kompletter hansestädtischer Kulturhaushalt den Prägeanstalten entsprungen.

Nur von Außen betrachtet relativiert sich die Bedeutung ein wenig: In der Internetpräsenz des Bundesfinanzministeriums spielt der Bremen-Zweier keine Geige, unter „Aktuelles“ wird dort die neue Waldgedenk-Münze gepriesen. Auch der Finanz-Staatssekretär spottet ungeniert: Das Publikumsinteresse sei angesichts „der Größe Bremens“ doch verwunderlich.

Hauptsache, die Kanzlerin hat’s begriffen: Wo bei anderen Dollars blinken, sieht Merkel die Bremer Wahrzeichen: „Wenn man die Augen schließt, können nur Roland und Rathaus auf der Münze sein.“ Richtig, Angie!

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