„Ständig damit konfrontiert“

THEATER Kann wirklich jeder Mensch souverän wirken? Und was hat das mit Schauspielerei zu tun?

■ 29, hat das Stück zusammen mit ihren Studienkollegen Arnita Jaunsubrena und Kim Willems inszeniert.

taz: Frau Schneidermann, was genau passiert, wenn Sie und Ihre Kommilitonen „Der souveräne Mensch“ aufführen?

Lea Schneidermann: Es schneit, es nebelt, es passiert alles Mögliche. Ratgeber nennen verschiedene Methoden zum souveränen Auftreten. Mit denen beschäftigen wir uns. Das sind Rhetorik, Gesten, Haltung oder Stimme. Alles, was eine Person anders erscheinen lässt. Im ersten Teil des Stücks ist mein Kollege Kim auf der Bühne und wendet diese Techniken an. Die Idee war, zu gucken, was dann passiert. Wir wollen die Wirkung auf das Publikum erproben.

Ein Workshop also?

Nein, das nicht. Aber eine Auseinandersetzung mit dem Thema. Meine Kollegen und ich sprechen als Performer zum Publikum. Zum Einsatz kommen dabei auch alle Theatermittel wie Bühnenbild und Licht. Wir wollen untersuchen, wie man Souveränität erzeugt.

Warum interessiert Sie ausgerechnet Souveränität?

Man wird damit ständig konfrontiert. Alle möglichen Trainer entwickeln Übungen, wie man nützliche Eigenschaften erlernen und verbessern kann. In der Politik taucht es immer wieder auf. Wir wollen, dass man als Zuschauer darüber nachdenkt, was Souveränität eigentlich bedeutet.

Nämlich?

Auftreten vor anderen. Etwas, was man nicht allein sein kann, das geht nur in Gemeinschaft. Man ist nicht von innen heraus souverän, sondern wirkt auf andere. Diese ziehen dann Rückschlüsse auf die Persönlichkeit – obwohl vielleicht alles nur auf einer schauspielerischen Ebene stattgefunden hat. Und die wenden wir doch alle im Alltag an.

Also kann auch jeder Mensch Souveränität lernen?

Möglicherweise schon.

Wie ist es denn mit Ihrer eigenen souveränen Wirkung?

Ich weiß nicht. Das hängt davon ab, wie mich mein Umfeld beurteilt. Das ist das Interessante und damit gerade spannend für die Bühne: Mit bestimmten Mitteln kann man eine andere Wirkung erzeugen, versuchen souverän zu sein. Das Publikum schaut auf die Bühne – und urteilt.

Sie haben in Gießen Angewandte Theaterwissenschaften studiert, kommen ursprünglich aus dem Hamburger Umland. Wollen Sie zurück an die Elbe?

Als Jugendliche war ich im Jugendclub vom Schauspielhaus Hamburg. Aber die Theaterszene ist natürlich ständig in Bewegung. Wenn es sich ergibt: Wieso nicht.  INTERVIEW: JMK

„Der souveräne Mensch“: 21 Uhr, Thalia Gaußstraße