Showdown in Bielefeld

3. LIGA Osnabrück kann am Samstag den entscheidenden Schritt Richtung zweite Fußball-Bundesliga tun

„Jeder Spieler kann in Bielefeld über seine Zukunft entscheiden“

CLAUS-DIETER WOLLITZ

Der Linksverteidiger Alexander Krük spricht aus, was viele denken: „Wenn es nicht spannend wäre, wäre es nicht Osnabrück.“ Dabei wären viele Fans nicht böse gewesen, wenn Krük im Zuge seines Sololaufs das Spiel des VfL gegen Wacker Burghausen weniger spannend gemacht hätte. Der Flügelflitzer blieb allerdings wie viele seiner Kollegen in der massiven Deckung der Süddeutschen stecken. Also blieb es beim 1:0, das in der 39. Minute nach einem Elfmeter gefallen war.

Wirklich hoffen ließ die Osnabrücker Fans dann die Anzeigentafel: „Preußen Münster gegen Stuttgarter Kickers 0:1“, stand da zehn Minuten vor Schluss. Der ärgste Konkurrent im Hintertreffen: Plötzlich sangen die rund 10.000 Zuschauer wieder vom ersehnten Aufstieg.

Schließlich tauchte ein Banner auf der Südtribüne auf: „Wollitz hat gesagt: ‚Wir steigen auf‘.“ „Ich hoffe, das stimmt“, sagte der Coach nach der Partie.

Trotz aller Euphorie war das Stadion am Samstag nicht ausverkauft. Außerdem liegen die Nerven blank. Claus-Dieter „Pele“ Wollitz wurde schon nach 38 Minuten vom Schiedsrichter auf die Tribüne verbannt. Schon wieder. Ein mittlerweile wiederkehrendes Ritual bei den Heimspielen der Niedersachsen.

Aber wer will Wollitz diese Aufregung verdenken? In der ersten Saisonhälfte war sein Team noch auf direktem Kurs in die Zweite Bundesliga, führte die Tabelle souverän an. Dann der Einbruch nach der Winterpause. Osnabrück verlor die Spitzenposition und belegte vor der Partie am Samstag nur noch Platz vier. Dazu gesellten sich die vereinsinternen Querelen. „Ich finde es nicht in Ordnung zu diskutieren, welche Mitarbeiter welche Fehler gemacht haben“, kritisierte Wollitz die Debatten um die hohe Verschuldung des Vereins. „Das tut mir weh.“

Doch jetzt ist die lila-weiße Fußballwelt wieder in Ordnung. Der VfL gewinnt gegen Burghausen mit 1:0 und zwei Konkurrenten patzen: Heidenheim gelingt nur ein Unentschieden und Münster verliert zu Hause. Damit schiebt sich Wollitz mit seiner Mannschaft auf Platz drei. Immerhin Relegationsplatz. Jetzt hat die Liga ihr Endspiel am kommenden Wochenende: Am vorletzten Spieltag reisen die Osnabrücker zum Tabellenführer nach Bielefeld, zum berüchtigten Derby gegen das Team, das gerade mal drei Punkte und ein Tor Vorsprung hat.

„Wir können in Bielefeld aufsteigen und das wollen wir“, verspricht Linksverteidiger Alexander Krük. Vorausgesetzt der VfL gewinnt sein letztes Spiel gegen das insolvente Schlusslicht aus Aachen. Oder Münster patzt noch einmal. Und vorausgesetzt Wollitz’ Team findet zu alter Spielstärke zurück. „Jeder Spieler kann in Bielefeld entscheiden, welche Zukunft er in Osnabrück in welcher Liga haben will. Er muss das nur wollen. Das kann ich ihm nicht abnehmen“, sagt der Trainer. Und er hofft, dass sich seine Schützlinge nach einem „fantastischen Fight“ in dieser Spielzeit belohnen.

An den Fans wird es wohl nicht scheitern. Traditionsgemäß wird die ostwestfälische Arena in der Nachbarstadt vor VfL-Fans wimmeln. „Das wird kein Auswärtsspiel“, weiß auch Krük. Vielleicht kehrt ja nun endlich der Glaube an den finanziell so wichtigen Aufstieg in die Stadt zurück. Denn: „Osnabrück braucht den VfL“, predigt Wollitz. Aber der VfL brauche auch Osnabrück.  HEIKO OSTENDORF