Die kleine Wortkunde

Er verursacht Gentrifizierung, will die Kehrwoche einführen, überfremdet die schöne asoziale Hauptstadtatmosphäre mit seiner Spießigkeit und spricht seltsam – kurz: Der Schwabe ist an allem schuld. Schon seit längerem reiben sich manche Berliner und solche, die es eben auch erst geworden sind, an den Zugezogenen. Sie zeigen dies unter anderem mit „Currywurst statt Spätzle“-Transparenten. Nun schreiben Medien gar vom „SPÄTZLEKRIEG“, denn am Wochenende wurde „Kauft nicht bei Schwab’n“ auf eine Wand im Bezirk Prenzlauer Berg gesprayt – ein klarer Bezug zur Judenverfolgung im NS-Regime. „Spätzle“ ist die Verkleinerungsform von „Spatz“ und bezeichnet eine schwäbische Eierteigware; möglicherweise war die lautliche Ähnlichkeit von „Batzen/Spatzen“ für die Bezeichnung der kleinen Teigklumpen ausschlaggebend. „Spatz“ stammt aus dem althochdeutschen „sparo“ (Sperling). „Krieg“ (bewaffnete Auseinandersetzung) ist seit dem 10. Jahrhundert belegt, im Althochdeutschen bedeutet „krieg“ „Beharrlichkeit, Hartnäckigkeit, Rechthaberei“, im Mittelhochdeutschen „Anstrengung, Bemühen, Widerstand“. Die Wurzeln sind unklar, mögliche Verwandtschaft besteht zum lettischen „grins“ (finster, mürrisch) oder dem griechischem „brithos“ (Wucht, Gewicht). Der „Spätzle-Krieg“ soll irgendwie Widerstand darstellen, hat aber doch nur etwas sehr Mürrisches, Rechthaberisches. Seine schrillen Töne stehen in keiner Relation zum „Problem“ – deshalb wirkt der Konflikt albern. Als würden sich Spatzen um Brotkrümel streiten. ERIK WENK