DIE WERBEPAUSE
: Jaja, haha, deine Mudda

Mutti kriegt ihr Fett weg – oder auch gern mal drauf. „Deine Mutter“-Witze, also scherzhafte Beleidigungen vom Typ „Deine Mutter ist so fett/ arm/ dumm, dass …“, gefolgt von einem Nebensatz, der die Mutter wahlweise mit einem Wal, Planeten, mit Fischgeruch oder dem Piepgeräusch in der Kasse gleichsetzt, gibt es in Amerika schon seit den 60er Jahren. Nun hat sich der Online-Bestellservice Lieferando dieses Ritual zu eigen gemacht und eine Plakatkampagne daraus gestaltet: „Deine Mudda kocht!“, darunter ein Hinweis auf die Lieferservice-App des Anbieters und eine Auswahl von Gerichten.

Die Werbung spielt auf ein bekanntes Schema an. Denn die Erwiderung „Deine Mudda!“ kann in der Jugendsprache in fast jeder Diskussion als Argument angeführt werden. Durchaus denkbar also der Dialog: „Wollen wir heute nicht lieber etwas kochen?“ – Antwort: „Deine Mudda kocht!“ (Betonung auf „Mudda“). Das Argument „deine Mudda“ heißt in dem Fall: nein.

Genial ist der Slogan, weil damit gleichzeitig eine gewisse Absurdität der Aussage behauptet wird: Mutter-Witze müssen absurd und übertrieben sein, um zu funktionieren. Der Satz „Deine Mudda kocht!“ wird mit der Anspielung auf das Witzschema also als ähnlich absurd dargestellt wie die Behauptung, die Mutter mache Passbilder mit Google Earth oder würde am Strand von Greenpeace zurück ins Meer geschoben.

Ob nun die eigene Mutter tatsächlich kocht oder der Vater oder niemand, wird also von der Werbung bewusst offengelassen. „Jetzt mal ernsthaft: Nichts gegen Deine Mutter!“ steht auf der Website der Kampagne. Vielmehr ist diese eine Absage an das Kochen im Allgemeinen. Die ist natürlich im Sinne des Lieferservice – und manchmal auch der Mutter oder des Vaters. MVS