Die drei Fragezeichen
: „Ich bin kein Rassist“

EINFACH AUSGERASTET? In seiner Empörung über FDP-Chef Philipp Rösler schrieb Christopher Kerkovius auf Facebook: „Schade dass die NSU-Gruppe sich nicht solche vorgenommen haben, denn das wäre nicht so schlimm.“

taz: Herr Kerkovius, warum haben Sie Herrn Rösler den NSU an den Hals gewünscht?

Christopher Kerkovius: Als ich gelesen habe, dass ein Politiker, also jemand, der für Menschen zuständig ist, so etwas sagen kann, bin ich emotional ausgerastet. Ich bin aufgekocht vor Entsetzen und wollte einfach einen bitterbösen Sarkasmus dazu schreiben – dass ich Idiot da auf diese NSU-Verbrecher kam, verstehe ich selber nicht. Anscheinend stimmt das nicht mal, was Rösler da gesagt haben soll, was es noch idiotischer von mir macht, darauf hereingefallen zu sein. Ich bin absolut kein Rassist, zu null Komma null null null Prozent! Ich habe selbst einen Patensohn in Togo, der mich meistens „father“ nennt. Ich habe mich mit großem persönlichen Einsatz für Asylanten stark gemacht und an Aktionen gegen rechts auf Facebook teilgenommen. Das zeigt doch, dass man kein Rassist ist!

Entschuldigen Sie, aber einem vietnamesisch-stämmigen Politiker ein rechtes Mordkommando hinterherzuwünschen, ist rassistisch.

Nein, nein, nein! Das war überhaupt nicht rassistisch gemeint. Das hätte ich über jeden anderen Politiker auch gesagt, der eine solche Ausbeutung von Menschen gutheißt. Nachträglich verstehe ich, dass man das rassistisch lesen kann, aber das war überhaupt nicht meine Intention. Deswegen habe ich 10 Minuten später alles rausgelöscht und mich entschuldigt. Röslers asiatische Herkunft hat für mich wirklich nie eine Rolle gespielt – für mich ist er immer ein deutscher FDP-Politiker gewesen.

Wie ist das Verhältnis zu den Grünen, deren Parteibuch Sie besitzen und für die Sie schon mal kandidiert haben?

Meine Austrittserklärung habe ich schon abgeschickt, um den Grünen nicht zu schaden. Ich wurde von ihnen darum gebeten, aber letztlich haben wir darüber geredet und werden uns im Guten trennen. Für meine Empörung gibt es dort Verständnis, natürlich nicht für meine Äußerung. Aber noch mal: Ich bin kein Rassist, auch nicht unterschwellig. Die Rechten hasse ich wie die Pest und das Dritte Reich ist das schlimmste Verbrechen der ganzen Menschheitsgeschichte. INTERVIEW: MVS

■ Christopher Kerkovius, Architekt und Umweltaktivist, war seit 1995 Mitglied der Grünen. 2006 war er Landtagskandidat für die Grünen in Mecklenburg-Vorpommern