Taskforce für Türkei

Vogelgrippe: Das Hühnerland Niedersachsen will mit einer Killer-Crew und ausgeklügelter Technik in Sachen Geflügel töten aushelfen. Auch im Norden werden die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt

„Besser, die Vogelgrippe in der Türkei zu bekämpfen, als in Niedersachsen“

von Kai Schöneberg

Während die Vogelgrippe näher rückt, verstärken die Bundesländer nicht nur ihre Vorsichtsmaßnahmen. Es hat auch ein Hilfswettlauf um die besten Seuchenverhinderer eingesetzt. Aufgeschreckt von Fernsehbildern aus der Türkei, wo angeblich erkrankte Hühner lebendig in Säcken verbrannt wurden, boten gestern Bayern, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen Vogelseuchen-Hilfstrupps an. „Es ist besser, die Vogelgrippe in der Türkei zu bekämpfen, als in Niedersachsen oder Deutschland“, sagt der Sprecher des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums, Gerd Hahne. Niedersachsen ist nicht nur mit 72 Millionen Tieren in 22.000 Beständen das Geflügelland Nummer 1, hier gibt es auch eine „Tierseuchen-Taskforce“. Die 15 Mitarbeiter vom Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Laves) haben nicht nur vor drei Jahren beim Ausbruch der Geflügelpest in den Niederlanden geholfen, rund 30 Millionen Tiere zu töten, „die üben das auch ständig“, so Hahne.

Die Taskforce benutze luftdichte „Tötungscontainer“, in denen das Gefülgel mit Stickstoff vergast werde, erklärt Hahne. Oder Wasserbassins, in denen mit Stromstößen getötet wird. Eine Laves-Sprecherin bestätigte, dass es zur Zeit möglich sei, rund 500.000 Tiere pro Tag umzubringen, bis Ende Februar werde die Zahl dieser „Elektroanlagen“ von einer auf fünf erhöht, damit die Killer-Kapazität auf 800.000 Tiere täglich aufgestockt. Skeptisch beäugt der Deutsche Tierschutzbund das letale Treiben. Für ein erneutes Freilandverbot, wie es vermutlich die Landesagrarminster heute bei einem Treffen in Berlin für die Zeit Ende Februar ankündigen werden, wenn viele Zugvögel zurück in den Norden reisen, ist im Zweifel auch Bundesgeschäftsführer Thomas Schröder. „Wenn eine akute Gefährdung da ist, sollte man impfen und womöglich sogar den betroffenen Bestand töten“, sagt der Tierschützer. Allerdings ist er gegen flächendeckendes Morden in ganzen Regionen. Schröder: „Augenmaß gehört dazu.“ Das sieht auch der NABU so und warnte vor „Kontakt mit krank wirkendem Hausgeflügel sowie halbzahmen Enten, Gänsen oder Schwänen“.

Währenddessen fahnden Zoll und Polizei im Norden verzweifelt nach Geflügelfleisch. In Niedersachsen nimmt die Polizei bei stichprobenartigen Verkehrskontrollen derzeit Lebensmittel ins Visier, im Flughafen in Hannover wurden auch gestern Koffer von Reisenden aus der Türkei, Russland und Asien auf der Suche nach rohem Geflügel, Federn oder Eiern gefilzt. Reisende müssen sich auf Grund der verstärkten Kontrollen auf längere Wartezeiten einstellen. Außerdem überprüft der Zoll auch Busreisende aus dem Osten. Wegen der Maschinen aus Vogelgrippe-Verdachtszonen schiebt auch der Airport-Zoll in Hamburg Sonderschichten: „Wir haben unsere Kontrollteams verdoppelt“, sagt Zollamtsrat Jürgen Schulz. Allerdings gelten bereits seit letztem Herbst verschärfte Sicherheitsmaßnahmen, die Einfuhr von Geflügelprodukten ist seitdem verboten. Auch in Hamburg wurde bisher nicht viel gefunden: zwischen 30 und 50 Kilo Geflügel pro Tag, schätzt ein Sprecher.

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