„Es ist eine Dafür-Bewegung“

URBANES GÄRTNERN Gemüseanbau auch in Bremen. Anpflanzaktion in Walle soll neugierig machen

■ 31, Kulturwissenschaftler, arbeitet beim Verein Ökostadt Bremen und organisiert den Urban-Gardening-Kongress am 1./2. 6.

taz: Herr Gartelmann, was passiert heute im Internationalen Garten?

Bastian Gartelmann: Wir zeigen, wie man mit Hilfe von Jutebeuteln und Erde Kartoffeln anbauen kann, auch wenn kein eigener Garten vorhanden ist. Auch auf dem eigenen Balkon.

Und das nennt sich dann Urban Gardening?

Ja genau. Gemüse und alle anderen Arten von Gewächsen im städtischen Raum anzupflanzen und zu pflegen, dort wo sie normalerweise nicht vorkommen. Darum geht’s. Selbstversorgung in Zeiten wirtschaftlicher Krisen? Vielleicht auch das, aber nur zum Teil. Zum Urban Gardening gehört auch, gemeinschaftlich zu arbeiten, die Naturprodukte wertzuschätzen, der Umweltschutz und, nicht zuletzt, die Selbstermächtigung des Menschen im öffentlichen Raum.

Was meinen Sie damit?

Auf Dächern können Beete angelegt werden. Auch Baulücken und andere städtische Brachflächen können genutzt werden. Die Leute warten nicht auf biologische und regionale Kost. Sie nehmen die Dinge einfach selbst in die Hand und bauen selber an. Wir haben es mit einer Dafür- und keiner Dagegen-Bewegung zu tun.

Die besonders auch junge Menschen anspricht?

Guerrilla Gardening, also das geheime Aussähen von Pflanzen in der Stadt, ist Teil von Urban Gardening und natürlich sehr attraktiv für junge Leute. Generell gilt aber, dass sich derzeit Menschen verschiedener Generationen mehr und mehr mit der Frage nach der Qualität und Herkunft ihrer Lebensmittel auseinandersetzen. Sie alle gehören zur Zielgruppe für Urban Gardening.INTERVIEW: BRUNO STEINMANN

14 Uhr, Internat. Garten in Walle