DIE WERBEPAUSE
: Krieg der Smartphones

Eine Hochzeit läuft komplett aus dem Ruder: Die Gäste gehen mit Fäusten, Stühlen, Torte und Smartphone aufeinander los. Die Kämpfenden – halb Mensch, halb Handy, wie es scheint – kriegen sich gar nicht mehr ein: Tobend und kreischend zerlegen sie die ganze Hochzeit. Das Buffet fliegt durch die Luft, die Braut schwingt am Kronleuchter, ein Mann reißt sich das Hemd auf und entblößt ein großes Apple-Tattoo auf seiner Brust. Ein anderer liegt verzweifelt unter einem Tisch und schreit, auf der Suche nach digitaler Hilfe in der ganz analogen Kampfsituation, sein Telefon an: „Suche nach: ‚Karate‘! KA-RA-TE!“

Ursache dieser ins Absurdeste ausartenden Szene im aktuellen Werbespot des Smartphone-Herstellers Nokia ist der omnipräsente Kampf um die beste Technologie im Geräteangebot: Ist ein großes Teil mit vielen Features besser oder eine Version, die klein und handlich ist? Kann Nokia gegen HTC anstinken – und wer hat mehr zu bieten: Apple oder Samsung?

Fast jeder Hersteller hat seine Anhängerschaft, die sich jederzeit zumindest verbal eine Schlammschlacht liefern könnte, wie sie im Werbespot dargestellt wird.

Dort gibt es natürlich einen klaren Gewinner. „Glaubst du, wenn sie das Nokia Lumia kennen würden, würden sie aufhören, sich die ganze Zeit zu streiten?“, fragt ein Kellner seine Kollegin. Die beiden stehen gelassen inmitten des Trubels und filmen alles mit ihren quietschbunten Nokia-Geräten. „Ich weiß nicht – ich glaub, die mögen es irgendwie, zu streiten“, erwidert sie.

Und meint damit nicht nur den ewigen Technologiekrieg. Sondern auch das Familienfest. Klar, wenn jede Hochzeit dem Brautpaar derart um die Ohren flöge, würde vielleicht bald niemand mehr heiraten. Aber solche Zusammenkünfte bieten immer eine gute Gelegenheit, Sticheleien auszutauschen – ob gegen die unausstehliche Tante, die viel zu junge neue Lebenspartnerin des Großvaters oder den arbeitslosen Cousin.

Und der Streit, welche Technologie die beste ist? Den hat Nokia natürlich mit dem zum Schluss eingeblendeten Aufforderung „Don’t fight. Switch“ („Streitet nicht. Wechselt“) nicht aus der Welt geschafft. Das macht aber auch nichts. Denn im Grunde ist der Smartphone-Streit doch so ein bisschen wie ein Familienfest: Ohne ein bisschen Zoff ist ein solches Fest nur halb so schön. Weil es eben Spaß macht, in der Familie zu sticheln. Und weil es irgendwie dazugehört, Tradition geworden ist. Gut für die Apple- und Android-Jünger. Denn die werden sich auch weiterhin nach Herzenslust die Festplatten einschlagen dürfen.

MARLENE STAIB