China kauft Ölfelder vor Nigeria

Chinas Außenminister reist durch Westafrika, um Rohstoffquellen zu erschließen. Das größte chinesische Ölgeschäft in Afrika konnte schon vor Abfahrt abgeschlossen werden – für 2,3 Milliarden Dollar erhielt China Rechte an der Tiefsee vor Nigeria

VON DOMINIC JOHNSON

Chinas Außenminister Li Zhaoxing ist gestern auf eine achttägige Reise durch Westafrika aufgebrochen. Ein Ziel: Er will interessante Rohstoffquellen für sein Land erschließen. Nigeria und Libyen stehen auf Lis Reiseplan, aber auch die Kapverden, Senegal, Mali und Liberia. Die Reise soll am 19. Januar zu Ende gehen.

Für Chinas rapide expandierende Volkswirtschaft ist Afrika die am schnellsten wachsende Quelle von Rohstoffen wie Öl, Mineralien und Tropenholz. Der chinesisch-afrikanische Handel nahm in den ersten zehn Monaten 2005 um rund 39 Prozent gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum zu und erreichte ein Volumen von 32 Milliarden Dollar – dreimal so viel wie vor fünf Jahren. Chinesische Firmen sichern sich in Ländern wie Sudan, Kongo und Gabun langfristigen Zugang zu Ölfeldern und Bergbaukonzessionen und beteiligen sich am exportorientierten Ausbau afrikanischer Häfen, Straßen und Eisenbahnlinien.

Ökonomische und politische Interessen sind dabei nicht zu trennen. Der Experte Denis Tull hält in einer Studie der „Stiftung für Wissenschaft und Politik“ fest, dass bei Chinas Afrikapolitik „wirtschaftlicher Erfolg und extensiver Außenhandel als Projektionsfläche politischer Machtansprüche auf internationaler Ebene dienen“.

Um seine Rohstoffinteressen zu sichern, verlässt sich China immer öfter nicht nur auf Importe, sondern kauft auch Firmen im Ausland direkt auf. Letztes Jahr waren Chinesen noch in den USA mit dem Versuch gescheitert, die Ölfirma Unocal zu erwerben, und hatten sich auf Aufkäufe in Asien konzentriert. Jetzt wird auch Afrika zum Kaufziel: Zum Wochenanfang kaufte die Ölfirma CNOOC (China National Offshore Oil Company) für 2,3 Milliarden Dollar in bar 45 Prozent der nigerianischen Ölfirma South Atlantic Petrouleum, die Nigerias Exverteidigungsminister Theophilus Danjuma gehört. Sie hält die Rechte zur Entwicklung des Ölfeldes Akpo, eines der größten Tiefsee-Ölgebiete vor Nigerias Küste mit Reserven von 700 Millionen Barrel, wo ab 2008 die Förderung beginnen soll.

Nigeria ist derzeit Afrikas größter Ölproduzent mit 2,5 Millionen Barrel pro Tag. Bis Ende des Jahrzehnts soll die Fördermenge auf 3 Millionen steigen. Chinas wichtigster Öllieferant in Afrika ist Angola, das derzeit 1 Million Barrel pro Tag fördert und die Menge bis 2009 verdoppeln will. Internationale Ölinvestitionen von 12 Milliarden Dollar bis Ende des Jahrzehnts in Nigeria und von 30 Milliarden in Angola sollen diesen Ausbau ermöglichen. China wird der wichtigste Abnehmer dieses Öls sein – neben den USA, für die Afrika ebenfalls die am schnellsten wachsende Importquelle für Rohöl darstellt.

Für afrikanische Staaten ist Chinas Regierung eine attraktive Partnerin, weil sie anders als die westlicher Länder keine unangenehmen Fragen zu Demokratie, Menschenrechten oder ökonomischer Transparenz stellt. Autoritäre Regime wie Simbabwe und Sudan verdanken es Pekings Unterstützung, dass gegen sie keine UN-Sanktionen gelten. Großzügig vergibt China Milliardenkredite an die Ölländer: Letztes Jahr vergab es einen Kredit von 2 Milliarden Dollar an Angola zum Aufbau der Infrastruktur; jetzt versprach China Nigeria einen Kredit in gleicher Höhe, um das Eisenbahnnetz zu modernisieren.

Für die afrikanische Bevölkerung aber ist China kein angenehmer Partner. Chinesische Entwicklungsprojekte in Afrika sind berüchtigt für schlechte Arbeitsbedingungen, und auf afrikanischen Straßenmärkten sorgt die rasch wachsende Konkurrenz chinesischer Billigimporte – von Kleidern bis zu Medikamenten – für immer größeren Unmut.