Gefährliche Erbsen

Australische Forscher stellen Forschung an Gentecherbsen ein, weil sie bei Mäusen Lungenentzündung auslösen

Nach zehnjähriger Entwicklungszeit haben australische Forscher im November 2005 Versuche mit gentechnisch veränderten Erbsen eingestellt. Die transgenen Erbsen hatten bei Mäusen Lungenentzündungen hervorgerufen.

Dabei hatte bis dahin alles so gut funktioniert: Die Erbsen waren bei der australischen Commonwealth Science and Industry Research Organisation (CSIRO) mit einer neuen Abwehr gegen den Gemeinen Erbsenkäfer (Bruchus pisorum) ausgestattet worden. Dazu war ihnen ein Bohnen-Gen eingesetzt worden. Dieses produziert ein Protein, das die Verdauung der Käfer derartig beeinträchtigt, dass sie schlicht verhungern.

In Freilandversuchen funktionierte der „gentechnische Selbstschutz“ gut. Auch zeigten Fütterungsversuche mit Mäusen zunächst keine schädlichen Nebenwirkungen. Als das aus der Erbse stammende „Bohnenprotein“ von den Mäusen jedoch eingeatmet wurde, löste es heftige Immunreaktionen aus. Erste Erklärung der Forscher: In der Erbse bekommen die Proteine zusätzlich einige Zuckermoleküle angehängt, die möglicherweise zu der erhöhten Allergenität führen. Effekte dieser „Verzuckerung“, in Fachkreisen „Glykosylierung“ genannt, machen Gentechnikern regelmäßig Probleme und gelten als schwer beherrschbar.

Zum Glück wurde der Effekt entdeckt, bevor die transgenen Erbsen in den Handel kamen. Beruhigen kann dies kaum: Inhalationstests sind bei der Risikobewertung von Gentechnik-Produkten bisher nicht zwingend vorgeschrieben. Dass der Fall öffentlich wurde, liegt daran, dass er von staatlich bezahlten Forschern durchgeführt und beschrieben wurde. Die Unternehmen hingegen, die den Großteil angewandter Gentechnik finanzieren, veröffentlichen ihre Misserfolge grundsätzlich nicht.

LEM