Drama, Baby!

PRIDE WEEK 19 Drag Queens stellen sich im Friedrichstadt-Palast dem Casting für eine Gala im Vorfeld des Christopher Street Day. Drei bleiben draußen

„Geht mit der Musik!“ Die Stimme von Catwalk-Trainer Ernest Look klingt verzweifelt. Auf der großen Bühne des Friedrichstadt-Palasts erschallt „I’m so excited“. Der Hit der Pointer Sisters wird auch die Musik zum Schlussbild der Gala sein, mit der der Berliner Verein „Christopher Street Day“ (CSD) und der Friedrichstadt-Palast am 14. Juni die jährlich stattfindende Pride Week – mit der CSD-Parade am 22. Juni – eröffnen. Diese Gala ist auch das Ziel der 19 Drag Queens, die am Freitag aus der ganzen Republik in den Friedrichstadt-Palast gekommen sind, um sich dort mitsamt Perücken und Schminke, in Glitzerfummeln und auf Highheels bei dem Drag Walk Casting dem Votum einer fünfköpfigen Jury zu stellen.

Look gibt Anweisung: „Sieben Schritte nach vorne, posen, und sieben Schritte zurück.“ Endlos wiederholt er immer wieder das Bruce-Darnell-Zitat: „Drama, Baby!“ Er will es von den Herren Damen sehen: Stil, Glamour und die richtige Bewegung, energiegeladen, sprühend vor Selbstbewusstsein und Spaß. Er macht es auch gleich vor. Das wirkt besonders weiblich, weil er einen zierlichen Körperbau hat und Damenschuhe mit 12 Zentimeter hohen Absätzen trägt.

Dann kriegt jede Drag Queen die Bühne einmal für sich. Der einen rauben die ungewohnten Schuhe die Eleganz beim Gehen. Die andere schwingt ihre schmalen Hüften im Takt und schafft es noch, lässig und etwas arrogant ins Publikum zu blicken. Dann muss Laufsteglehrmeister Look wieder rufen: „Geht mit der Musik! Nicht tanzen! Und lächeln!“ Einigen Queens steht unter Kajal und Wimperntusche die Anstrengung ins Gesicht geschrieben. Am Ende ist Sally Morell die Siegerin. Aber auch 15 andere haben einen Platz bei der Gala ergattert. Rausgeflogen sind nur drei. CHRISTIAN OTT