Eine Frau fürs politische Geschäft

PIRATEN Katharina Nocun folgt auf Ponader

NEUMARKT taz | Auf diesen Moment hatten viele Piraten seit Monaten gewartet: Der glücklose Politische Geschäftsführer Johannes Ponader ist abgetreten – sein Posten neu besetzt. Die Parteibasis entschied sich zum Auftakt des Bundesparteitags der Piraten im bayerischen Neumarkt für die Netzaktivistin Katharina Nocun, 26 Jahre, aus Osnabrück. Die in der Netzgemeinde respektierte Datenschützerin und Bundestagskandidatin hatte Anfang des Jahres vergeblich versucht, für die Piraten in den niedersächsischen Landtag einzuziehen.

„Ich bin hochgradig motiviert!“, versprach die 26-Jährige in einer emotionalen Bewerbungsrede. Die Piraten seien „die politische Kraft des Kommunikationszeitalters“ und müssten sich jetzt „verdammt nochmal“ zusammenreißen, um den Einzug in den Bundestag noch hinzubekommen. Dafür gab es donnernden Applaus aus dem Saal. Zuvor hatte einer der Favoriten für das Amt des Politischen Geschäftsführers, der bayerische Bundestagskandidat Andi Popp, seine Kandidatur zurückgezogen – zugunsten von Nocun. So war es keine große Überraschung mehr, dass die 26-Jährige am Ende die meisten Stimmen der rund 1.000 Parteimitglieder im Saal auf sich versammelte.

Unter den Kandidaten für die Spitzenposition war auch einer, der unlängst bereits bei der „Alternative für Deutschland“ gesichtet worden war: Christian Jacken, nach eigenen Angaben einer der „Miterfinder“ der unter Piraten geschätzten Liquid Democracy. Als er auf dem Parteitagspodium in seiner Bewerbungsrede bekannt gab, er sei Doppelmitglied in AfD und Piratenpartei, wurde er ausgebuht und ausgepfiffen.

ASTRID GEISLER