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Sir Cliff

Am britischen Sänger Cliff Richard, 65, scheiden sich die Geister. Von vielen als uncool in einer von Trends dominierten Industrie belächelt, ist ihm seit 48 Jahren die Loyalität von Millionen Fans sicher. Sein ungebrochener Erfolg basiert auf der Kongruenz zweier Phänomene: der Psychologie seiner Fans und dem Image, das er mit Beständigkeit für seine öffentliche Persönlichkeit pflegt.

Cliff Richard inszeniert sich als Retterfigur. In den Liedtexten durch das wiederkehrende Versprechen des Ich-Erzählers seiner immerwährenden, warmherzigen Liebe und Errettung aus Schmerz und Einsamkeit (etwa in Hits wie „Some People“, „Remember Me“ oder „Let me be the one“). In der ikonographischen Bildrepräsentationen belehnt er häufig Jesus-Darstellungen: ausgestreckte Arme und Lichtinszenierung evozieren übermenschliche Größe und verheißen Elevation. Sein öffentliches Image als Helfer und Retter unterstützt er durch Wohltätigkeitsbesuche in der „Dritten Welt“. In einer Welt der Ungewissheit verkörpert der ewig jugendlich wirkende Sänger Kontinuität und Stabilität, was durch seine sexuelle Neutralität und Harmlosigkeit (Sir Cliff lebt unverheiratet und zölibatär) noch unterstrichen wird.

Die überwiegende Mehrheit der in Fanclubs organisierten britischen Fans sind weiße Frauen über 45 mit geringem bis mittlerem Einkommen. Einige Fans nehmen sein Rettungsangebot an und instrumentalisieren Cliff Richard als Stellvertreter-Jesus. Vor allem aber ist Cliff Richard eine Art Hobby britischer Frauen, das den Alltag „entprofaniert“. ANJA LÖBERT

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