: Ökostrom nah dran
Hohe Zuwächse bei Anbietern von grünem Strom. Gesamtzahl noch niedrig. Greenpeace Energy setzt auf Transparenz
Fast sieben Jahre nach der Liberalisierung des Strommarktes hat nur ein kleiner Teil der Kunden zu einem Ökostromanbieter gewechselt. Einer Umfrage der Zeitschrift „Energie & Markt“ zufolge bezogen Ende 2004 gut 550.000 Haushalte und mehr als 40.000 Firmen grünen Strom; insgesamt gibt es nach Angaben der Elektrizitätswirtschaft 44 Millionen Stromkunden in Deutschland. Doch der Anteil der Ökokunden wächst.
Von den vier unabhängigen Ökostromanbietern haben zwei ihren Sitz in Hamburg: Lichtblick und Greenpeace Energy. Beide verzeichneten 2005 einen hohen Zuwachs. Lichtblick steigerte die Zahl seiner Verträge von 150.000 auf 181.000. Der Zuwachs entspreche absolut etwa dem im Jahr 2004, sagt Gero Lücking von Lichtblick.
Die Genossenschaft Greenpeace Energy beliefert 28.000 Kunden gegenüber 22.000 vor einem Jahr. Außerdem hat sie den Kundenstamm von unit[e] übernommen, so dass insgesamt 55.000 Abnehmer Greenpeace-Strom erhalten. Die übrigen unabhängigen reinen Ökostromanbieter sind die Naturstrom AG und die Elektrizitätswerke Schönau.
Die Differenz der Rechnung für grünen Strom zum billigsten Anbieter mag groß sein. Dieses Bild relativiert sich jedoch stark, wenn man sie mit dem klassischen Angebot des örtlichen Energieversorgers vergleicht. Sehr viele Haushalte beziehen nach wie vor den Strom nach diesen Konditionen, obwohl ihr Versorger günstigere Tarife anbietet.
Ein Preisvergleich der Internet-Plattform verivox (www.verivox.de) macht die Möglichkeiten deutlich. Ein Hamburger Zwei-Personen-Haushalt mit einem eher üppig bemessenen Verbrauch von 1.700 Kilowattstunden im Jahr würde demnach für den günstigsten Strom der Unabhängigen, Lichtblick, 65 Euro mehr bezahlen als für das Angebot des allgemein billigsten Anbieters. Gegenüber dem Classic-Strom von Vattenfall ist das Öko-Angebot nur 29 Euro teurer (im Jahr). Bei einem Vier-Personen-Haushalt mit 4.100 Kilowattstunden Jahresverbrauch verstärkt sich dieser Effekt. Lichtblick-Strom kostet 231 Euro mehr als der billigste angebotene Strom, aber nur 44 Euro mehr als der „Hamburg Classic“-Strom.
Jan Haase von Greenpeace Energy rechnet damit, dass die Zahl der Ökostrom-Kunden in diesem Jahr stark wachsen wird. Grund ist die neue Kennzeichnungspflicht, nach der die Versorger auf der Rechnung ausweisen müssen, woher der gelieferte Strom stammt. Haase: „Mit Sicherheit werden einige überrascht sein, wenn sie sehen, was für ein Anteil von Atom und Kohle im Mix ist.“ Gernot Knödler
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