Heimkehr des Staubfängers

Nasa-Sonde, die auf Anfänge des Universums blicken lassen soll, kehrt zur Erde zurück

BERLIN taz ■ Es ist der Staub vom Anfang der Zeit. Aus ihm entstanden vor viereinhalb Milliarden die Planeten und das Leben auf der Erde. Sieben Jahre Reisezeit und 168 Millionen Dollar hat die amerikanische Weltraumbehörde Nasa investiert, um winzige Mengen des Weltraumstaub einzufangen. Morgen soll der Sternen- und Kometenstaub sicher zur Erde gebracht werden – von der Landekapsel der Nasa-Mission „Stardust“. Die Wissenschaftler erhoffen sich aus seiner Untersuchung Erkenntnisse über den Anfang und die Geschichte unseres Sonnensystems.

Die Kapsel sieht aus wie ein überdimensionaler Fingerhut. 80 Zentimetern misst sie im Durchmesser, sie wiegt 46 Kilogramm. Wenn alles klappt, wird sie in der Nacht zum Sonntag gegen fünf Uhr morgens Ortszeit auf dem Gelände einer Militärbasis im US-Bundesstaat Utah landen.

„In den Kometenteilchen sind einzigartige chemische und physikalische Informationen enthalten, die uns verraten könnten, wie und aus welchem Material die Planeten gemacht wurden“, so Don Brownlee, Chefwissenschaftler der „Stardust“-Mission.

Es ist das erste Mal, das der Staub aus dem Weltraum auf die Erde gebracht wird. Die Forscher rechnen nur mit ein paar Hundertstel Gramm des interstellaren Staubs – doch ihre Euphorie dämpft das nicht. Denn die mikroskopisch kleinen Partikel stammen aus weit entfernten Gegenden der Milchstraße und geben Hinweise auf die Anfangszeit des Sonnensystems.

Die „Stardust“-Sonde war 1999 zu dem Kometen Wild 2 gestartet, einem etwa sechs Kilometer großen Eis- und Gesteinsbrocken. Anfang Januar 2004 flog sie in nur 240 Kilometer Entfernung durch die Gas- und Staubhülle des Kometen und sammelte mit einem tennisschlägergroßen Schirm winzige Staubteilchen.

Der Komet Wild 2 war als Ziel der Mission ein besonderer Glücksfall für die Forscher, denn er kreiste noch vor 30 Jahren im äußeren Sonnensystem das mit derzeitiger Technik nicht zu erreichen ist. Doch 1974 flog Wild 2 so dicht am Jupiter vorbei, dass ihn der Riesenplanet in eine für die Nasa erreichbare Umlaufbahn schleuderte. Die chemische Struktur von Wild 2 hat sich seit Milliarden Jahren nicht verändert, weil sie nur wenig Sonnenstrahlung ausgesetzt war.

Klappt das morgige Landemanöver, dann werden hunderte von Wissenschaftlern in mehrjähriger Arbeit die Staubteilchen analysieren. Bei dieser Arbeit können Laien helfen: Für die computergesteuerte Analyse der Mikroskopaufnahmen werden 30.000 Freiwillige gesucht, die einen PC und einen Internetanschluss besitzen. KENO VERSECK