Streit um die Spiele

Bis zur Eröffnung der Olympischen Winterspiele in Turin sind es keine vier Wochen mehr. Dass die Veranstaltung ein Verlustgeschäft wird, steht schon heute fest

TURIN dpa ■ In Bologna blockieren aufgebrachte Demonstranten zeitweise den Weg des olympischen Fackelträgers, in Turin durchsucht die Finanzpolizei Büros des Olympischen Organisationskomitees Toroc, und zu alledem hat sich der Streit um die Dopingkontrollen weiter verschärft. Keine vier Wochen sind es bis zur feierlichen Eröffnung der Winterspiele (10.–26. Februar) in Turin – doch olympischer Friede ist bislang nicht eingekehrt. An diesem Montag soll wenigstens der leidige Streit um die Finanzen endgültig beigelegt werden; doch dass die Spiele ein Verlustgeschäft werden, ist schon heute klar.

Als neueste Schätzungen gehen italienische Medienberichte von einem Defizit in Höhe von 41 Millionen Euro aus. Schuld daran sei nicht zuletzt die Regierung von Ministerpräsident Silvio Berlusconi, die praktisch „fünf vor zwölf“ eben mal 64 Millionen Euro Fördergelder gestrichen hat. Für das Finanzloch sollen die Kommune und die Region aufkommen, auch das Lotto wird verstärkt angezapft – doch erst vergangene Woche wurde die Unterzeichnung des Etats verschoben.

Sollte es auch diesen Montag nicht klappen, sieht es düster aus. Zwar sind dann nicht die Spiele in Gefahr – es werden keine Wettkämpfe abgesagt, und die rund 2.500 Sportler könnten weiterhin hoffnungsfroh nach Turin reisen. Doch sollte es keine Einigung geben, müsste Rom einen Staatskommissar einsetzen. „Eine Katastrophe“ fürs Image, warnt Turins Bürgermeister Sergio Chiamparino.

Hinzu kommt erneuter Verdacht finanzieller Unregelmäßigkeiten bei der Planung. Wieder einmal wurde die Finanzpolizei im Toroc-Gebäude in Turin vorstellig. Wie in den Jahren 2004 und 2005 sind die Beamten auf der Suche nach Dokumenten. Wie die Sportzeitung La Gazzetta dello Sport am Sonntag schreibt, geht es wieder um Ermittlungen gegen unbekannt im Zusammenhang mit Beraterverträgen in der Frühphase der Planungen – gut fürs Image ist das sicher auch nicht.

Vertrackt ist auch die Dauerfehde um die Dopingkontrollen. Gesundheitsminister Francesco Storace gibt sich kompromisslos: „Wir haben im Jahr 2000 ein Gesetz verabschiedet, das mit aller Klarheit besagt, dass Doping in Italien verboten ist.“ Das Besondere am italienischen Antidopinggesetz: Bei Verstößen müssen Staatsanwalt und Polizei aktiv werden. Doch uniformierte Dopingfahnder im olympischen Dorf oder gar Sportler hinter Gittern – für das Image des Sports wäre das geradezu ein Albtraum.

Dagegen ist nach Lesart des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) die Antidopingfahndung in Turin ausschließlich Sache des Sports, Staat und Polizei hätten an Olympia-Pisten und -Loipen nichts zu suchen. Anfangs hatte das IOC sogar gefordert, Italien solle sein Gesetz für die Zeit der Spiele einfach außer Kraft setzen.