BEATE WILLMS zur gesellschaftlichen Verantwortung der Deutschen Bank
: Ein Krisengewinnler frisst Kreide

Die Analysten zufriedenzustellen ist für Josef Ackermann kein Problem: Fünf Milliarden Euro hat die Deutsche Bank 2009 an Gewinn gemacht. Die Öffentlichkeit kann er damit aber nicht begeistern. Denn die Bank hat das Plus nicht trotz, sondern wegen der Krise gemacht: allein 60 Prozent resultieren aus dem Investmentbanking. Das ist der Geschäftsbereich, der den Beinahe-Zusammenbruch der Finanzwirtschaft zu verantworten hat – und nun wieder daran verdient, dass die Staaten zur Finanzierung ihrer Rettungsprogramme Kapital aufnehmen müssen.

Ackermanns wichtigste Botschaft lautet daher, die Deutsche Bank stelle sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung. Sie gebe 300 Millionen Euro für die Unternehmen, um eine Kreditklemme zu verhindern, sie wolle einen „konstruktiven Beitrag“ zur Regulierung leisten und zudem die Boni zurückfahren.

Klingt gut. Tatsächlich aber ist der Mittelstandsfonds kein Geschenk, sondern nur eine normale Geschäftsidee. Denn obwohl sich die Banken das Geld bei der Europäischen Zentralbank immer noch praktisch zum Nulltarif besorgen können, wird es nur zu den üblichen zwölf bis vierzehn Prozent Zinsen an die Wirtschaft verteilt.

Was Ackermann unter Regulierung versteht, ist auch klar: etwa, dass die Kanzlerin weiterhin seinen Einflüsterungen folgt und allen Vorstößen zur stärkeren Abschöpfung von Bankengewinnen eine Absage erteilt. Und dass seine Banker ihr Geld künftig statt als Boni als Festgehalt bekommen, mindert zwar den Anreiz zu kurzfristigen Spekulationen, entspricht aber nur dem, was die Bundesregierung eh plant. Offenbar hat die Deutsche Bank aus der Krise nur eine Lehre gezogen: Schöne Worte sind besser als krasse Wahrheiten.

Wirtschaft + Umwelt SEITE 8