Gewerkschaften vs. Laumann
: Der beleidigte Minister

Zwischen Nordrhein-Westfalens CDU-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann und den Gewerkschaften herrscht dicke Luft: „Krampfhaft und vergeblich“ kritisiere der nordrhein-westfälische DGB-Bezirk sein Weiterbildungskonzept, mault Laumann, der als Bundesvorsitzender der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft als Vorzeigearbeitnehmer der Union gilt. Beim DGB erntet der Sozialminister damit nur Kopfschütteln: Laumann reagiere „extrem empfindlich“, ist aus Gewerkschaftskreisen zu hören – schließlich habe man auch rot-grüne Kürzungen des Weiterbildungsetats gleich heftig kritisiert.

KOMMENTAR VONANDREAS WYPUTTA

Und tatsächlich dürfte Laumanns mangende Kritikfähigkeit andere Gründe haben: Der CDA-Bundesvorsitzende fürchtet um den Einfluss seiner Organisation in Gewerkschaftskreisen. Der Hintergrund: Entgegen der Tradition steht bei der Besetzung des stellvertretenden DGB-Landesvorsitzes eine Kampfkandidatur zwischen CDU und SPD an – antreten wollen sowohl die Bonner Christdemokratin Elke Hannack wie die Essener Sozialdemokratin Martina Peil. Ein „Anschlag auf die Einheitsgewerkschaft“ sei das, polterte Laumann bereits.

Doch was Laumann als „Anschlag“ wertet, ist nicht mehr als ein Beitrag zur Gewerkschaftsinternen Demokratie: Die überkommene Arbeitsteilung, nach der Nordrhein-Westfalens DGB-Chef ein rotes, sein Vize ein schwarzes Parteibuch haben muss, ist durch nichts zu rechtfertigen – mag NRW-Arbeitsminister Laumann noch so sehr lamentieren. Wer zusammen mit der neoliberalen FDP regiert, wer Arbeitnehmerrechte einschränken will, wird von Gewerkschaftsseite abgestraft – so einfach ist das.