DAS WAR’S MIT SCHAAF

Mit sanfter, harter Hand

Bei Stürmer Ailton hat Schaaf die perfekte Balance hinbekommen aus langer Leine und Strenge. Ohne Schaaf wäre „Toni“ wohl nie Torschützenkönig und „Fußballer des Jahres“ geworden. In einem Interview zog Schaaf den Vergleich zwischen Ailton und einem Kind, das man auch nicht einfach so bestrafen könne, wenn es Mist gebaut habe. Man müsse diesem Kind helfen, erklärte er. Wie er Ailton denn helfen würde, sollte Schaaf dann noch verraten. Sein Grinsen reichte von einem Ende der Südtribüne bis zur anderen, als er trocken sagte: „Indem ich ihn bestrafe.“ SVEN BREMER

Der Schaafspelz

Thomas Schaaf ist kein Typ der Äußerlichkeiten. Er ist der Anti-Neururer und wird dafür geliebt. Am liebsten saß er im Trainingsanzug auf der Bank. Zu einer Zeit, in der andere Bundesliga-Trainer den Anzug als Arbeitskleidung entdeckten, trug er regelmäßig einen Werder-Kapuzenpulli, grau. In die Geschichte der Werder-Mode ist dieser Kapuzenpulli eingegangen als der „Schaafspelz“. Im Schafspelz steckt der Wolf. Immerhin, der Versuch eines Gags.  KLAUS IRLER

Der Langzeit-Rentner

Auch Thomas Schaaf kam nicht drumherum, Aufsager für das Bezahlfernsehen einzusprechen: „Bochum gegen Werder, am Sonntag ab fünf auf Premiere. Einschalten. Der Meistersonntag“, sollte er sagen. Als er sich zum wiederholten Male verhaspelte, legte er los: „Ich heiße Erwin Lindemann, bin seit 66 Jahren Rentner, und am Sonntag spielt Bochum gegen Bremen.“ Viel mehr Lacher als Schaaf hatte Loriots Original-Sketch auch nicht.  SVEN BREMER

Das Ding

Thomas Schaaf liebte die Medien und ihre Vertreter nicht. Wie er die Lippen beim Sprechen nicht auseinander brachte, hatte etwas von einem Knurren. Wie er seine Analysen verklausulierte, etwas von: „Lasst mich in Ruhe.“ Schaafs zentrale Vokabel der Verschleierung: Ding. „Wir müssen die Dinge ansprechen“, sagte er, oder „an den Dingen arbeiten“. Zentral an seinem Ding-Begriff: die Offensichtlichkeit des Bezeichneten. Deshalb fragte nie jemand, um welche Dinge es gerade gehe. Zu groß die Gefahr, man könnte das Offensichtliche nicht erkannt haben.  KLAUS IRLER

Im Fahrstuhl

Seit ich in Bremens Meistersaison 1987/88 mit Otto Rehagel in irgendeinem Parkhaus Fahrstuhl gefahren bin, mag ich Werder. Ich war zehn, mein Vater und ich stupsten uns die ganze Fahrt über an: Guck mal, Otto! Als er vor uns aus der Kabine ging, drehte er sich um, grinste mich an und sagte: „Ja, ich bin’s wirklich.“ Jahre später fuhr ich mit Schaaf Fahrstuhl, irgendwo in der Innenstadt, ich weiß noch, dass Werder gerade gut war. Schaaf schaute vor sich hin, ich hatte niemanden zum Anstupsen dabei, und als er vor mir rausging, grinste er nicht. Jetzt isser weg. Als Nachfolger könnte ich Gerhard Delling empfehlen: Mit dem kann man auch 1 A Fahrstuhl fahren.  ILKA KREUTZTRÄGER