GETÖSE UND GEBRÜLL
: Waschstraße, stopp!

Alle Scheiben sind hochgekurbelt, es kann losgehen

Wenn die Frühlingssonne lacht, fällt irgendwann der Blick aufs Auto: Der Staub auf dem Lack muss runter, und die Krümel auf den Sitzen stören auch. So wie ich denken viele an diesem Frühlingssonntag – an der Waschanlage in Friedrichshain ist es rammelvoll, und ich finde keinen freien Platz am Staubsaugerstand. Es bleibt nicht das letzte Malheur bei dieser Spritztour zur Autowäscherei.

An der Einfahrt zur Waschstraße muss ich warten; nach 15 Minuten bin ich dran. Die Waschanlagenmitarbeiterin, eine junge Frau mit Piercings im Gesicht, weist meinen Wagen auf das Förderband der Waschstraße. Alle Scheiben sind hochgekurbelt, es kann losgehen: Es zischt und spritzt, Schaum quillt, und die dicken Lappen der Waschrollen klatschen gegen die Scheibe. Dann der Schrei: „Halt, stopp!“, brüllt die Waschfrau so laut, dass man es trotz des Getöses der Waschfabrik hören kann. Die Waschrollen stoppen.

Langsam kehrt Stille ein. Danach Gebrüll: Der Fahrer des Luxusgeländewagens hinter mir wirft dem Waschpersonal vor, ihn falsch eingewiesen zu haben. Die Waschfrau hingegen beteuert, er habe zu viel Gas gegeben, eine Maschine gerammt und so die ganze Anlage außer Betrieb gesetzt. Ein paar Minuten später bittet mich ein Waschmann, ausnahmsweise selbstständig aus der Anlage zu fahren. Leider springt mein Wagen nicht an – bei massiver Feuchtigkeit hat er offenbar Probleme. Dutzende Male versuche ich nun zu starten – nichts. Wie komme ich hier raus?

Der Streit hinter mir ebbt ab; nach zehn Minuten kehrt der Waschmann zurück. „Wir versuchen, die Anlage wieder anzufahren. Wenn Sie durch sind, schieben wir Sie raus“, sagt er. Es funktioniert. Das Waschprogramm wird regulär beendet, wobei die heiße Luft des Trockners meinem Wagen offenbar guttut. Kaum rausgeschoben, springt er wieder an. RICHARD ROTHER