Voll gegen die Mauer

PROTEST Performer unterstützen den Kampf gegen „Living Bauhaus“ – viele Zuschauer locken sie nicht

Mit Performances internationaler Künstler ist am Mittwochabend erneut gegen den Teilabriss der East Side Gallery in Friedrichshain und den geplanten Bau von Luxuswohnungen protestiert worden. Die Kunstaktion zum Thema „The Berlin Wall“ fand im Rahmen des Performance-Festivals CUT statt.

Roter Faden aller Aktionen war der Verweis auf Regime, die die Freiheit bedrohen – aus Ideologie, oder weil sie sich dem Kapital unterwerfen. Der Filipino Vim Nadera hüllte sich in deutsche und nordkoreanische Fahnen, um sich dann gegen die Wand zu werfen, mit der Baufirmen die Mauerlücke geschlossen haben. Der US-Künstler Myk Henry erschien als Architekt mit Schutzhelm und Unterlagen unterm Arm, um eine new aera of prosperity in the city zu verkünden. Sein ganz eigenes „Living Bauhaus“ wurde an Ort und Stelle aus Beton und Mörtel errichtet: ein Turm, in den ein Mann eingemauert wurde.

Halbnackte, weiß bemalte Tänzer von „The Physical Poets“ aus Japan wanden sich in einem erotisch besetzten Farbbad, schließlich las Jill McDermid aus den USA, als Freiheitsstatue verkleidet, aus dem CUT-Manifesto vor: „Why does the metropolis of Berlin participate so activily in the sickening process of Gentrification?“

88.000 Unterschriften

Es war die 5. Kundgebung seit der Gründung von „East Side Gallery Retten“. Sascha Disselkamp vom Bündnis beklagte, der Regierende Bürgermeister habe zwar eine Schlichtung angekündigt, aber konkrete Lösungsvorschläge fehlten weiterhin. Eine Petition gegen das Bauprojekt hat über 88.000 Unterschriften bekommen.

Nach Angaben der Polizei beobachteten 150 Leute die Aktionen – Protestierende und Zuschauer des Spektakels konnte man kaum unterscheiden. Zu den ersten Kundgebungen im März waren noch 10.000 Leute gekommen. GABRIEL LOMBARD

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