Windparks ziehen weiter

Die neue Energiepolitik der schwarz-gelben Landesregierung treibt alternative Energiebetreiber aus dem Land: Der Paderborner Visionär Günter Benik (51) verdient nun in fernen Ländern an Windparks

von HUBERTUS GÄRTNER

Günter Benik (51) hat viel von der Welt gesehen. Die deutsche Bürokratie sei beispiellos, sagt er. Trotzdem ist Benik Visionär geblieben. Ein bisschen ähnelt er dem Schauspieler und Westerndarsteller Jason Robards. Beniks Bart ist auch schon grau und seine Augen sind sehr dunkel. Aus ihnen blitzt es aber meistens freundlich.

„Wir müssen die Energiewende hinkriegen“, sagt Benik. Er ist in Duisburg geboren. Auf dem zweiten Bildungsweg studierte er später in Paderborn Elektrotechnik. Nach dem Studium gründete er eine Computerfirma in Lichtenau, die sich der Automatisierungstechnik widmete. Irgendwann lief diese Firma nicht mehr so gut, und Benik schwenkte um. Er kaufte die EWO Energietechnologie GmbH und beschäftigte sich fortan mit ökologischer Stromerzeugung. Ins breite Bewusstsein rückte Benik spätestens im Jahr 2001, als in Sintfeld bei Paderborn der größte Binnenwindpark Europas ans Netz ging. Die Planung und Durchführung dieses 220 Millionen Euro teuren Großprojektes sowie der Bau des Umspannwerkes waren von der EWO erfolgreich bewältigt worden.

Seither sind wieder ein paar Jahre ins Land gegangen. Inzwischen spricht Benik von sage und schreibe 52 verschiedenen Gesellschaften, die das so genannte „Energieteam Lichtenau“ umfasst. Knapp 140 Mitarbeiter, von denen 39 in Lichtenau und der Rest in verschiedenen Ländern beschäftigt werden, hätten im vergangenen Jahr einen Umsatz von 50 Millionen Euro erwirtschaftet, sagt Benik. Das Energieteam Lichtenau habe „schwarze Zahlen geschrieben“. Zur Höhe des Gewinns will sich Benik aber nicht konkret äußern. In diesem Jahr werde der Umsatz voraussichtlich auf 100 Millionen Euro Umsatz verdoppelt, sagt er.

Als die wichtigsten Unternehmen im Energieteam Lichtenau gelten bislang die EWO, die AGU Energie- und Elektrotechnik GmbH sowie die beiden Firmen FM Gebäudemanagement GmbH und die Regenerative Energiesysteme und Anlagen Gesellschaft mbH (RESAG). Während der EWO schwerpunktmäßig die Planung von Windkraftanlagen obliegt, konzentriert sich die AGU auf die Erstellung von Infrastruktur. Die RESAG übernimmt anschließend Service und Wartung fertig gestellter Anlagen, die FM die interne Kommunikation. Zu den genannten Firmen kommen inzwischen aber zahlreiche, teils kleinere Gesellschaften und Tochterunternehmen im In- und Ausland hinzu. Zu den wichtigsten „Töchtern“ im Energieteam Lichtenau zählt zweifelsohne das Energieteam SARL, das in Frankreich neue Windparks erschließt und mit seinem Geschäftsführer Ralf Grass (36) an der Spitze in der Normandie nun Erfolge aufzuweisen hat.

In der vergangenen Woche wurde der erste Windpark in Assigny eröffnet, weitere sollen folgen. Grass, der Landwirtschaftsmeister Michael Flocke (Meerhof) sowie der Ingenieur Johannes Lackmann aus Benhausen halten die Gesellschafteranteile in den Unternehmen des Lichtenauer Energieteams. Die drei Erstgenannten betätigen sich als Geschäftsführer.

Obwohl die Windkraft weltweit auf dem Vormarsch ist, stehen die Vorzeichen in Deutschland nicht mehr so günstig. Die schwarz-gelbe NRW-Landesregierung hat verschärfte Auflagen erlassen und den Neubau von Anlagen wesentlich erschwert. Das ist auch dem alten Fuchs Benik nicht entgangen. Das Geschäft mit der Windkraft will er deshalb nun verstärkt in anderen Ländern, wie beispielsweise in Frankreich, Spanien, Marokko, Kasachstan und weiteren osteuropäischen Staaten ankurbeln. Dazu sind aber manchmal dicke Bretter zu bohren. Wegen der vielen Ungewissheiten setzt Benik nun auch verstärkt auf andere Bereiche der erneuerbaren Energie, wie beispielsweise die Geothermie, biogene Treibstoffe und Photovoltaik. Beniks Idee ist es, nach dem Lichtenauer Vorbild auch in anderen Ländern Technologiezentren für erneuerbare Energien zu bauen und diese für seine Unternehmen als „Verkaufsvitrinen“ zu nutzen. Am Technologiezentrum in Lichtenau, wo derzeit 15 Firmen ansässig sind, ist Beniks EWO mit 49 Prozent beteiligt.