Lobbyarbeit gegen Events

Endspurt im Wettbewerb um den Titel „Kulturhauptstadt 2010“: RVR-Kulturausschuss warnt vor „Goliath“-Haltung

Nur zu gerne hätte sich das Ruhrgebiet mit dem Titel „Stadt der Wissenschaft 2007“ geschmückt. Doch vergangene Woche sprach die Jury des Essener Stifterverbands das frappierende Urteil: Die Bewerbung der vier als Metropole Ruhr firmierenden Revier-Städte sei „zu gigantisch“ geraten, hieß es in der Begründung. Ein Plus, das sich aus dem „Verbund mehrerer Städte gegenüber Einzelbewerbungen“ ergeben müsste, fehle. Oder kürzer formuliert: mangelhaft, setzen.

Der Schock sitzt den Initiatoren noch in den Knochen. Im Regionalverband Ruhr (RVR) wurde mit diesem Urteil eine Kardinalangst getroffen, die sich vor allem auf die nächste, weitaus wichtigere Bewerbung bezieht. Im Frühjahr entschiedet sich, ob das Revier im Jahre 2010 „Kulturhauptstadt Europas“ wird – oder ob Görlitz den Zuschlag bekommt, die Ministadt an der Grenze zu Polen. Ende März reist eine Jury durch Görlitz und den Pott. Vier der insgesamt sieben Jury-Mitglieder sind bereits bekannt, es sind Claude Frisoni aus Luxemburg, Veronika Ratzenböck aus Wien, Sir Jeremy Isaacs aus London und Jordi Pasqual aus Barcelona. Und wieder wird eine Frage durch die Köpfe geistern: Was hat das Revier – außer Quantität – was die Kleinstadt Görlitz nicht hat? Der Kulturausschuss des RVR warnte gestern deshalb davor, sich schon jetzt als siegessicherer „Goliath“ aufzuspielen. Görlitz betreibe geschickte Lobbyarbeit. Will meinen: Vertreter der Stadt tauchen überall dort auf, wo es sich empfiehlt, eine Duftmarke zu setzen, auf europäischen Tagungen zum Beispiel. Das Ruhrgebiet ist da (noch) nicht so geschickt und setzt indes auf größere Events. Anfang Februar geht die erste zweitägige Vorbereitungskonferenz für das Gastprogramm „Twins 2010“ über die Bühne, zu dem in vier Jahren rund 14.000 Teilnehmer aus den Partnerstädten der Ruhrgebietskommunen erwartet werden. ROS