Blockade wegen Mohammed-Karikatur

NORWEGEN Taxifahrer pakistanischer Herkunft prostestieren gegen Veröffentlichung in Boulevardzeitung

STOCKHOLM taz | Mit einer zweistündigen Streikaktion haben rund 1.000 vorwiegend aus Pakistan stammende Taxifahrer in der Nacht zum Samstag Teile der norwegischen Hauptstadt Oslo blockiert. Es ging um eine von der Boulevardzeitung Dagbladet zwei Tage zuvor veröffentlichte Zeichnung. Diese stellt den Propheten Mohammed in Form eines Schweins dar, das den Koran schreibt.

Die Zeichnung ist ein berüchtigtes Hassplakat von 1997, das im Zusammenhang mit gewaltsamen Unruhen um israelische Siedlungen in Hebron im Westjordanland auftauchte. Die Zeichnerin war festgenommen und wegen Rassismus, Verletzung religiöser Gefühle und Terror-Unterstützung zu zwei Jahren Haft verurteilt worden.

Dagbladet hatte ausgerechnet mit dieser Zeichnung – deren Geschichte man verschwieg – auf ihrer Titelseite einen Artikel über eine eher abwegige Karikaturen-„Affäre“ angekündigt. Auf der Facebook-Seite der Sicherheitspolizei „Politiets sikkerhetstjeneste“ hatte ein Journalist unter den Diskussionsbeiträgen einen Link zu einer Seite mit Mohammed-Karikaturen entdeckt. Daraus strickte Dagbladet die Schlagzeile, die norwegische Polizei würde im Internet zu Mohammed-Karikaturen verlinken.

Nicht nur in muslimischen Kreisen Norwegens löste Dagbladet Empörung aus. Kommentare wiesen darauf hin, dass das Blatt mit dieser Titelseite viel weiter gehe als die dänische Jyllands-Posten 2005 mit ihren Mohammed-Karikaturen. Diese Zeichnung sei „eine ganz andere Kategorie“, kritisierte Per Edgar Kokkvold, Generalsekretär des norwegischen Presseverbands. Hätten die Karikaturen in Jyllands-Posten sich damit auseinandergesetzt, was im Namen Mohammeds versucht werde zu rechtfertigen, müsse dieses Plakat als „voll von Hass“ verstanden werden. „Muslime sollen damit verletzt werden.“ REINHARD Wolff