KOMMENTAR: UTA GENSICHEN ÜBER DIE BEHINDERTENHILFE IN NOT
: Sparbeschluss grenzt Behinderte aus

Behinderte werden immer noch als Menschen betrachtet, die außerhalb stehen

Die Entscheidung der schleswig-holsteinischen Landräte, bei der Eingliederungshilfe zu sparen, ist ein Exempel für die Ausgrenzung von Behinderten. Allein das Wort Eingliederung macht deutlich, wie diese Menschen immer noch betrachtet werden – als Personen, die außerhalb stehen.

Dieses Denken aber wird auch in Großstädten wie Hamburg gepflegt. Dort wird an der Behindertenhilfe gespart, obwohl die Verbände seit Jahren finanzielle Engpässe beklagen. Dabei nimmt gerade im Norden die Zahl der Menschen mit Behinderungen zu, weil auch bei ihnen die Lebenserwartung steigt. Vor allem Flächenländer wie Schleswig-Holstein sind davon betroffen.

Vor diesen demographischen Entwicklungen aber verschließen Länder und Kommunen die Augen. Um Einbrüche bei den Steuereinnahmen auszugleichen, setzen sie den Rotstift dort an, wo kaum noch etwas herauszupressen ist. Dabei sind die MitarbeiterInnen in den Behinderteneinrichtungen jetzt schon überarbeitet und die Werkstätten überbelegt.

Andererseits klagen etliche Behindertenverbände über den wachsenden Verwaltungsaufwand. Warum also nicht bei der Bürokratie sparen, statt bei den Menschen? Solange aber Behinderte immer noch behandelt werden, als würden sie nicht in diese Gesellschaft gehören, ist es leicht, ihre Klagen zu überhören.