IG Metall fordert mehr Promille

TARIFVERHANDLUNGEN Die Metaller erheben wegen Krise und Kurzarbeit keine konkrete Lohnforderung. Allerdings, so ihr Chef Berthold Huber, wird es keine Nullrunde geben: „Reallohnsicherung muss sein“

BERLIN taz | Die IG Metall geht erstmals in ihrer Geschichte ohne eine konkrete Lohnforderung in die Tarifverhandlungen für die 3,4 Millionen Beschäftigte in der Metall- und Elektrobranche. Zudem will sie die Verhandlungen mit dem Arbeitgeberverband Gesamtmetall vorziehen. Das beschloss gestern der Vorstand der IG Metall in Frankfurt am Main.

„Wir wollen Wege finden, die Beschäftigung in der Metall- und Elektroindustrie über die Krise hinweg zu sichern“, sagte der IG-Metall-Chef Berthold Huber gestern nach der Vorstandssitzung. Die bisher gesetzliche Kurzarbeit soll dabei durch eine tarifliche Regelung der Kurzarbeit ergänzt werden. Diese würde eine Absenkung der Arbeitszeit auf bis zu 26 Stunden für die Beschäftigten vorsehen. Bisher liegt die Grenze bei 30 Stunden. Allerdings fordert die IG Metall für die Arbeitszeitverkürzung einen Teillohnausgleich von den Arbeitgebern und von der Politik die Entlastung von Steuern und Abgaben. Teil des Jobpakets soll auch eine bessere Übernahmeregelung für junge Fachkräfte sein.

Zum Verzicht auf eine bezifferbare Lohnforderung sagte IG-Metall-Chef Huber: „Eine Nullrunde wird es nicht geben. Reallohnsicherung muss mindestens sein.“ Denkbar wäre eine „gute Einmalzahlung“, heißt es aus Gewerkschaftskreisen. Vor zwei Jahren hatte die IG Metall noch 8 Prozent mehr Lohn gefordert. Damals einigten sich die Tarifparteien auf 4,2 Prozent.

Nach dem Willen der Gewerkschaft soll es zügig zu einer Einigung kommen, obwohl der Lohntarifvertrag erst Ende April ausläuft. Deshalb sollen in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen jetzt Verhandlungen aufgenommen werden. In den beiden Gewerkschaftsbezirken gab es seit Dezember Sondierungsgespräche mit den Arbeitgebern. Die IG Metall Nordrhein-Westfalen hat bereits angekündigt, sich schon heute mit den Arbeitgebern zu treffen. Auch nach Einschätzung der Arbeitgeber könnte es einen raschen Tarifabschluss geben. „Die Betriebe brauchen in den nächsten Wochen Planungssicherheit“, sagte Gesamtmetall-Chef Martin Kannegiesser gestern. THILO KNOTT