Bremer sind doch keine Mauerblümchen

Mit ihnen hatte niemand gerechnet: Würzburg, Bremen und die FU Berlin sind in der engeren Wahl als Elite-Unis

Kürzlich erst unkte ein Berater, die FU Berlin werde untergehen. Nun ist sie unter den besten 10

BERLIN taz ■ Keiner hatte sie auf dem Zettel, als das große Geraune über die mutmaßlichen Elite-Unis anhob. Die Uni Bremen ist als rote Kaderschmiede verschrien, die bayerische Maximilians-Universität im fränkischen Würzburg gilt als provinziell – und die Freie Universität Berlin wird verspottet als Hochschulkoloss im Südwesten Berlins, der hinter der fein gemacht Humboldt-Uni im Zentrum zurückstehen müsse. Alle drei aber gehören zu den zehn deutschen Unis, die es in die engere Eliteauswahl geschafft haben.

Dass Bremen ideologisch vermintes Gelände sei, löst in der Forscherszene seit langem Gähnen aus. Der Campus hat einen glänzenden Ruf, gerade wegen seiner Naturwissenschaften. In der Hansestadt ist mit einem research center bereits seit 2001 die kleine Schwester der neuen Eliteförderung zu Hause, ein so genanntes Forschungszentrum der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), von denen es in Deutschland insgesamt nur sechs gibt. Das Zentrum untersucht die Wechselwirkungen zwischen Ozeanen und Festland. Doch auch in den verdächtigen Sozial- und Politikwissenschaften sind die Bremer top. Die Bremen International Graduate School of Social Sciences zählt zu den elitefähigen Doktorschulen. DFG-Präsident Ernst-Ludwig Winnacker „ist beeindruckt von der Dynamik dieser Uni“.

Auch in Würzburg ist bereits ein research center zu Hause, das Rudolf-Virchow-Zentrum für experimentelle Biomedizin, das in der Wissenschaft Aufsehen erregt. Die Franken gelten als ungewöhnliche Forschungsorganisatoren; außerdem haben sie ein Händchen fürs Populäre. So betreiben sie „Rudis Forschercamp“, in dem schon Acht- bis Zwölfjährige experimentieren – ohne Lehrer.

Der Überraschungsgast in der Reihe der Anwärter ist die FU Berlin. Vor wenigen Tagen unkte in der Hauptstadt ein Wissenschaftsberater, die FU habe keine Chance, mittelfristig werde sie untergehen. Dabei hat die FU viele Doktorschulen und Sonderforschungsbereiche. Auch ein research center ist dort zu Hause, das Matheon. Die Mathematik für Schlüsseltechnologien dürfte die Humboldt-Uni besonders ärgern – sie ist an dem Zentrum beteiligt, den Ruhm aber heimst die FU ein. CIF