„Gegen den Strom“

Kunst von Frauen ist in Gefahr, sagt Museumschefin Pitzen. Ihre Werke verschwinden vom Markt

taz: Frau Pitzen, wann wird das Frauenmuseum überflüssig?

Marianne Pitzen: Gar nicht. Wir sind erfolgreich, aber was wir erreicht haben ist in Gefahr. Natürlich sind Künstlerinnen heute erfolgreicher und werden ausgestellt. Aber in ein paar Jahren werden sie alle vergessen sein!

Wieso?

Weil die Kunstwerke von Frauen nicht gekauft werden. Die Etats der Museen sind unten, ihre Werke werden nur noch kurzfristig ausgestellt.

Das betrifft aber doch Künstler ebenso.

Eben nicht! Jetzt kommt die Stunde der Sammler, und das sind wiederum Männer. Ein großer Sammler wie Hans Grothe kauft Baselitz, aber nicht Rosemarie Trockel. Privatleute können natürlich nicht verpflichtet werden, hier muss die öffentliche Hand eingreifen. Zum Beispiel Elvira Bach: Von der Künstlerin findet sich kein einziges Werk in der Hand von nordrhein-westfälischen Museen.

Wie kann das Frauenmuseum die Werke vor der Vergessenheit retten? Eine Bach kostet 50.000 immerhin Euro.

Leider haben auch wir kein Geld. Aber unsere neue Stiftung soll sich jetzt um den Ankauf solcher Kunstwerke bemühen.

Welche Kunst wäre denn in den vergangenen zwanzig Jahren ohne das Museum in Vergessenheit geraten?

Wir wollten immer ein lebendiges Museum, gegen den Strom schwimmen, uns nicht in das weibliche Klischee fügen. Wir haben uns schon 1985 mit Frauen und der Computerszene beschäftigt, die Ausstellung hieß „die Rationale“. Es gab Ausstellungen zu Architektur und Städtebau.

Was kommt in Zukunft?

Wir leben nicht auf einer Insel. Die internationalen Rückschläge für Frauenrechte beschäftigen uns, und auch die Kunst über Arbeit – das beherrschende Thema.

INTERVIEW: ANNIKA JOERES