Finale auf Platz fünf

Während die deutsche Presse wegen des Endspiels der Königsklasse in Wembley seit Tagen hyperventiliert, dürfte es an vielen Inselbewohnern völlig vorbeigegangen sein. Der Mirror versteckte seinen Online-Bericht über den Sieg der Bayern gegen die Dortmunder nach Abpfiff ruck, zuck zwischen zwei Artikeln über den Boxsport. Bei der Sun, die in guter Yellow-Press-Tradition die Heroisierung von Ex-Chelsea-Spieler Arjen Robben („Rockin’ Robben“) vorantrieb, rangierte der Artikel wenige Stunden nach Abpfiff immerhin noch auf Platz fünf der Breaking-News. Auch der Guardian, der ein „außergewöhnliches Drama“ in dem Spiel erkannt haben will, handelte das Duell der Bundesligisten im Netz nur beiläufig ab. Viel wichtiger war ihm da das Kricketspiel der Engländer gegen Neuseeland, dem er einen eigenen Live-Ticker widmete. Die zurückhaltende Berichterstattung passt ins Bild. Schließlich hatte es auch die britische Königsfamilie nicht gereizt, sich auf die Tribüne zu setzen. So mussten sich die Münchner und Dortmunder beim Handshake mit Angela Merkel begnügen. Es dürfte sie nicht gestört haben, waren sie doch zu sehr mit ihren Emotionen beschäftigt.