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Panikforscher: Rechnen wäre gut gewesen

LOVEPARADE Britischer Experte erhebt schwere Vorwürfe gegen Veranstalter des Technofestivals 2010

DUISBURG dpa, taz | Das Loveparade-Unglück musste passieren. Das ist, zugespitzt formuliert, das Fazit des britischen Panikforschers Keith Still zur Katastrophe in Duisburg 2010. In einem Gutachten erhebt Still laut der Süddeutschen Zeitung schwere Vorwürfe. Nach dem von der Stadt genehmigten Konzept sei es schon theoretisch unmöglich gewesen, den Umzug gefahrlos durchzuführen.

Still, Professor für Massendynamik und Massenmanagement an der Buckinghamshire New University, ist von der Staatsanwaltschaft mit der Untersuchung der Katastrophe beauftragt. Der Experte schreibt in seinem fast 90-seitigen Gutachten, die Verantwortlichen hätten vorher noch nicht einmal die erwarteten Besucherströme addiert. Schon mit einfachen Berechnungen hätte man feststellen können, dass die Rampe auf dem Veranstaltungsgelände für die erwartete Besucherzahl viel zu klein gewesen sei.

Jürgen Hagemann, Vorstandsmitglied des Vereins Loveparade-Selbsthilfe, sagte, das Gutachten zeige, dass sowohl der Veranstalter als auch die Stadt Duisburg für die Katastrophe mitverantwortlich seien. „Natürlich bin ich auch der Meinung, dass es zur Anklageerhebung kommen muss“, sagte Hagemann. „Es ist inzwischen absolut unstrittig, dass vonseiten der Hauptbeschuldigten eklatante Fehler gemacht worden sind.“ Als Beispiel nannte er das Fehlen einer Lautsprecheranlage. Eine solche Anlage hätte mit Sicherheit Leben gerettet, da man darüber Hinweise und Anweisungen hätte geben können. Offenbar um Kosten zu sparen, habe der Veranstalter keine aufgebaut.

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