LESERINNENBRIEFE
:

Häuptlinge kontrollieren

■ betr.: „Laubfrosch kämpft gegen Energiewende“, „Ringelpiez mit der Basis“, taz vom 21. 5. 13

In Ihrem Artikel „Laubfrosch kämpft gegen Energiewende“ und dem Kommentar „Ringelpiez mit der Basis“ verhöhnen Sie das Bestreben innerhalb der Partei Bündnis90/Die Grünen, das Stimmvieh – Pardon: die Parteimitglieder – nicht nur die Häuptlinge wählen zu lassen, sondern denen auch noch die Marschrichtung vorzugeben. Ihre Begründung: 1. Es könnten falsche Prioritäten gesetzt werden. 2. Die Häuptlinge halten sich eh nicht an Vorgaben. Und als Beleg führen Sie den verhängnisvollen Slogan von 1990 an. Hat den damals die Basis beschlossen? Sind Gremien und FührerInnen gegen Fehler gefeit?

Aus Ihrer Wortwahl (Ringelpiez) schließe ich, dass Ihnen Basisdemokratie ein Gräuel ist. Dem Partei(fuß)volk misstrauen Sie anscheinend zutiefst. Ich folgere dagegen aus Steuersenkungs-, Bankenderegulierungs- und Agenda-2010-Politik der Macher Schröder, Fischer, Trittin, dass die Parteibasis viel intensiver als bislang üblich versuchen muss, das Alltagsgeschäft der Häuptlinge zu lenken und zu kontrollieren. VOLKER JANSEN, Weingarten /Würrtemberg

Urgrüne Forderung fehlt

■ betr.: „Wählt den Laubfrosch!“, taz vom 24. 5. 13

Da fällt mir doch glatt die Anti-AKW-Plakette von meiner alten 2-CV-Ente ein. Mensch freut sich, dass sich bei „Grüns“ wie gewohnt von unten mitentscheiden lässt. Aber die urgrüne Forderung „Sofortige oder zumindest schnellere Abschaltung der Atom-Krebs-Werke“ fehlt komplett auf dem ansonsten sehr durchdachten und sinnvollen Stimmzettel. Bin ich im falschen Film?

Der bislang leider nur halbe (!) „Atomausstieg“ vernebelt nun auch kritische Hirne. Schade. Mal hören, was nach dem nächsten (Beinahe-)Atom-GAU an grünen „Sofort“-Forderungen angekündigt wird. ARNO SCHELLE,

Grünes Mitglied im Kreisverband Northeim-Einbeck

Tariflöhne fordern

■ betr.: „Der Bio-Schlecker“, taz vom 25. 5. 13

Der Artikel hat meine Abneigung verstärkt, bei denn’s einzukaufen. Die VerkäuferInnen verdienen weniger als bei Lidl. Ich bin selber Betriebsrat und weiß, wie schwer es vielen KollegInnen fällt, sich beim Chef zu beschweren, besonders wenn sie nur befristet angestellt sind. Ich hoffe, dass die Beschäftigten durch diesen gut recherchierten Artikel ermutigt werden, einen Betriebsrat zu wählen und Tariflöhne zu fordern.

Bei Alnatura scheint die Veröffentlichung 2010 ja gewirkt zu haben. Auch sollten die KundInnen wissen, unter welchen Bedingungen die VerkäuferInnen arbeiten und dass denn’s nicht im Arbeitgeberverband ist. Im Einzelhandel ist es wegen der Zunahme prekärer Beschäftigung für Ver.di ohnehin schon schwer, für bessere Bezahlung und Arbeitsbedingungen zu kämpfen.

Ich war früher oft in Bioläden. Gestern war ich nach langer Zeit wieder bei denn’s und habe unter anderem ein Getreide aus Tibet zum Kilo-Preis von 15 Euro gesehen. Laut Etikett ist es in Tibet ein Grundnahrungsmittel. Wer sich diese Preise leisten kann, verdient sicher mehr als 11 Euro pro Stunde. Außerdem frage ich mich, warum Öko-KundInnen bei denn’s die Milch kaufen, die aus den Alpen nach Hannover transportiert werden muss. JÜRGEN WESSLING, Hannover

Oberklasse-Auto irritiert

■ betr.: „Der Bio-Schlecker“, taz vom 25. 5. 13

denn’s oder Alnatura. Wen bevorzugen?

Ich komme aus einer Gegend, in der Ortschaften mit 5.000 Einwohnern schon als Stadt bezeichnet werden. Warum soll es in kleinen Städten keine Biosupermärkte geben?

Erstens: Viele Menschen sind Supermarktkäufer, der kleine Bioladen ist für sie keine Option. Die Konsequenz aus dem Ballungsraumkonzept: Man kauft einfach keine Bioprodukte, wenn es keinen Biomarkt in der Nähe gibt. Oder man hat einen wunderbaren Vorwand, mit dem Auto in die Großstadt zu fahren. Ein moderner Markt in der Nähe sollte auch auf dem Land selbstverständlich sein.

Zweitens: Ein Arbeitsplatz auf dem Land bedeutet möglicherweise, dass in einer Familie nicht jeder Erwachsene ein eigenes Auto braucht. Das wäre ökologisch und würde auch eine niedrigere Bezahlung ausgleichen.

Und drittens: Schlecker wurde kritisiert, weil das Personal null Entscheidungsfreiheit hatte. Ist das bei denn’s auch ein Problem? Solange es dazu keine Belege gibt, halte ich es für unfair, denn’s mit Schlecker gleichzusetzen. Das Oberklasse-Auto des Firmenchefs irritiert mich zugegebenermaßen.

ROSEMARIE STEGER, München

Fouls gebilligt

■ betr.: „Meins! Meins! Meins!“, taz vom 27. 5. 13

Andreas Rüttenauer stellt sich hinter die angeblich vielen Leute, die froh waren, dass Ribery und Dante nicht vom Platz gestellt wurden, wie es regelkonform geboten gewesen wäre. Die Bayern hätten sonst, so seine Begründung, nicht zeigen können, „dass sie in diesem Jahr die beste Mannschaft in Europa stellen.“ Damit billigt er selbst gravierende und spielentscheidende Fouls. Die Konsequenz: Rote Karte für Andreas Rüttenauer. ARTUR BORST, Tübingen