Vor Ort
: Gesa Schölgens über die unsportliche Informationspolitik in Velbert

Die niederbergische Stadt Velbert soll ein Sport- und Freizeittal bekommen. Was das genau ist, darüber rätseln die BürgerInnen schon seit Ende 2004. Denn die Stadt, so der Vorwurf einer Interessengemeinschaft gegen das Großprojekt, hält mit ihren Plänen hinterm Berg, um sie ohne Widerstände durchsetzen zu können. Dabei gebe es bereits eine detaillierte Projektstudie.

Die Stadt widerspricht: „Es gibt von unserer Seite nur Visionen, nichts Konkretes und auch keine Investoren“, so Sprecher Hans-Joachim Blißenbach. Es kursierten viele Gerüchte, „dabei wollen wir erst einmal nur die Fläche anders ausweisen lassen“. Bisher gebe es nur Vorschläge eines Projektentwicklers. „Wer diese Ideen weitergibt, sollte vorsichtig sein.“ Fest steht aber: Auf einer Fläche von 100 Hektar soll ein „großvolumiger“ Sport- und Freizeitpark mit Wellnessaktivitäten, Gastronomie, Ausstellungen und Einzelhandel entstehen – geöffnet an sieben Tagen die Woche, rund um die Uhr.

Jochen D‘Haese von der Interessengemeinschaft glaubt der Stadt nicht: „Während der Regierungspräsident die angeblich nicht vorhandene Studie bei einem Ortstermin präsentiert bekam, warten Öffentlichkeit und Nachbarstädte immer noch darauf, dass endlich die Karten auf den Tisch gelegt werden“. Investoren seien außerdem sehr wohl bereits vorhanden, darunter Mercedes und ein Golfverein. Zur Erholung ist das Sporttal in D‘Haeses Augen kaum geeignet: „Zehn große Hallen, daneben die Plattenbauten des angrenzenden Industriegebiets. Wenn Sie im Strandkorb am künstlich angelegten See sitzen, blicken Sie auf eine Müllkippe“, beschreibt er. Die Umwelt nehme ebenfalls großen Schaden: Auf dem teilweise bewaldeten Gelände liegen ökologisch wertvolle Wiesen, Quellen und Bachläufe. Auch die Bezirksregierung äußerte deshalb starke Bedenken.

Konkurrenz im Einzelhandel befürchtet die erst spät über das laufende Planverfahren informierte Nachbarstadt Essen. Es sei „zu befürchten, dass die Sportstadt Essen durch das Vorhaben nachhaltig gestört ist“, heißt es in einer Stellungnahme. Alternative Flächen seien gar nicht erst geprüft worden. Auch verkehrlich sei das Vorhaben nicht ausgereift. Bis zu einer Million Besucher würden erwartet, dabei gebe es keine direkte Anbindung an den ÖPVN und die Zubringer seien „hoch belastet“.

Für Thomas Auer vom Grünen-Ortsverband hatte das Sporttal bereits eine Anzeige wegen Geheimnisverrats zur Folge. Auer hatte Details aus einer nicht öffentlichen Beratung ins Internet gestellt. „Dabei habe ich nur über das informiert, was seit einem Jahr in informellen Kreisen kursiert und der Regionalrat ohnehin kurze Zeit später veröffentlicht hat“, verteidigt er sich. „Die Bürger werden dumm gehalten und der Konjunktiv ist das Nonplusultra, wenn es um Infos geht“. Auch die Lokalpresse habe bis vor kurzem nicht berichtet.

Die Stadt erhofft sich durch den Sportpark vor allem Arbeitsplätze und Strukturwandel. Bis dahin könnte es noch eine Weile dauern: Ende März entscheidet der Regionalrat über die Änderung des Entwicklungsplans.