Die Lesewochen beginnen

LITERATUR Fast drei Wochen lang gelesen wird bei den Literaturtagen Prenzlauer Berg. Freitagmittag beginnt „24 Stunden Buch“, ein Festival, das genau einen Tag dauert. Kommende Woche folgen das 14. Poesiefestival und die Linken Buchtage

Wer das Lesen liebt, hat in nächster Zeit viel zu tun, denn der Berliner Juni steht ganz im Zeichen der Literatur. Den Anfang machen die Literaturtage Prenzlauer Berg, die seit Sonntag zum 16. Mal laufen. Im Georg-Büchner-Buchladen am Kollwitzplatz und in anderen Orten im Kiez wird fast drei Wochen lang gelesen. Unter anderem von Ulrike Draesner, die ihr neues Buch „Heimliche Helden“ vorstellt, und von David Wagner, der in der Bibliothek am Wasserturm über „Leben“ spricht. Ein weiterer Höhepunkt ist die Verleihung des Prenzlauer-Berg-Literaturpreises am 2. Juni, der jedes Jahr an junge deutschsprachige Literaturtalente vergeben wird.

An einem neuen Format versucht sich derweil der Börsenverein des Deutschen Buchhandels Berlin-Brandenburg. Er hat „24 Stunden Buch“ ins Leben gerufen; der Name ist Programm. Ab Freitagmittag, 12 Uhr, finden Lesungen, Führungen und andere literarische Veranstaltungen an verschiedenen Orten statt, unter anderem mit Thomas Meinecke, der im Roten Salon liest und danach auflegt. Schluss ist Samstag um 12 Uhr, Nachtmenschen kommen also voll auf ihre Kosten. Die Buchhandlung Starick hat die ganze Nacht geöffnet, und auch die AutorInnen des Verbrecher-Verlags schieben eine Spätschicht ein, mit Lesungen um 4.30 und 5.30 Uhr. Der Preis fürs Festivalbändchen beinhaltet einen Bustransfer zwischen den Veranstaltungen, tagsüber gibt es ein Kinderprogramm.

Das Besondere an „24 Stunden Buch“ ist, neben der Dichte und Dauer des Programms, dass den Besuchern auch ein Blick hinter die Kulissen des Literaturbetriebs ermöglicht werden soll. So öffnen unter anderem das Kulturkaufhaus Dussmann, die Literaturagentur Graf & Graf und der Börsenverein selbst ihre Pforten und gewähren einen Einblick in ihr tägliches Schaffen. Die friedliche Koexistenz von „24 Stunden Buch“ und den Literaturtagen Prenzlauer Berg bezeugt eine Lyrikveranstaltung am Freitag, an der unter anderem Monika Rinck und Björn Kuhligk teilnehmen und die im Rahmen beider Festivals stattfindet.

Für Freunde der Lyrik ist auch das 14. Poesiefestival ein Pflichttermin. Vom 7. bis zum 15. Juni kommen internationale Poeten zusammen und präsentieren in der Akademie der Künste die Tendenzen zeitgenössischer Dichtung, oft in Verbindung mit Tanz, Musik und anderen Kunstformen. Am 8. Juni wird im Rahmen des Festivals der Poet’s Corner eröffnet: Berliner Lyriker tragen in mehreren Bezirken gratis ihre Texte vor. Am selben Tag findet auch die Lange Buchnacht in der Oranienstraße statt, mit 150 kostenlosen Veranstaltungen vom frühen Nachmittag bis weit in die Nacht.

Zum 15. Jubiläum gibt es zum ersten Mal eine Lesebühne auf dem Heinrichplatz, wo unter anderem bekannte Poetry Slammer wie Svenja Gräfen und Sebastian Lehmann auftreten, aber auch junge Talente wie die Mitglieder der Organisation i.Slam für jugendliche Muslime. Neben einem bunten Kinderprogramm geben sich am Abend unter anderem „Helden der Lesebühneszene“ wie die Weddinger Brauseboys die Ehre. Abbas Khider stellt im Wirtshaus Max & Moritz seinen neuen Roman „Brief in die Auberginenrepublik“ vor.

Am Wochenende darauf schließlich finden zum 11. Mal die Linken Buchtage statt. Der Eintritt zu den Veranstaltungen in den Räumen des Mehringhofs ist ebenfalls frei. Es geht um Feminismus, postkoloniale Theorie, Kommunismus und rechten Terror. Zu den Teilnehmern gehören Peyman Javaher-Haghighi und Anja Röhl, die aus ihrem umstrittenen Buch „Die Frau meines Vaters“ liest. Und auch für die Kinder ist gesorgt, ihnen wird in „A child’s guide to anarchy“ beim Lesen und Basteln die Anarchie erklärt. INGA BARTHELS