hochschulgesetz
: Institutionelle Revolution

Mit dem geplanten Hochschulfreiheitsgesetz will sich die Landesregierung zunehmend aus ihrer Verantwortung in der Bildungspolitik zurückziehen. Auch bei der finanziellen Förderung hat sie einen schleichenden Rückzug angetreten, das zeigt die Einführung der Studiengebühren ab 2007. Bildungsexperten bezeichnen das neue Hochschulgesetz noch vor der Verabschiedung als institutionelle Revolution in der deutschen Geschichte. Jedoch ist bei weitem nicht jeder Umsturz positiv. Von ihrer Autonomie werden die NRW-Hochschulen in den ersten Jahren kaum profitieren. Vor allem die kleinen Unis und Fachhochschulen zittern vor der gewaltigen unternehmerischen Aufgabe, die auf sie zukommt. Einige werden fusionieren müssen, um überleben zu können.

KOMMENTAR VON GESA SCHÖLGENS

Das Innovationsministerium wird künftig nur noch die Rechtsaufsicht über die Hochschulen haben und seine übrigen Kompetenzen abgeben. Es stellt sich die Frage, welchem Zweck es dann noch dienen soll. Pinkwart zufolge werden Stellen abgebaut und der Verwaltungsaufwand reduziert. Aber im Grunde wird die Bürokratie nur verlagert – hin zu den Hochschulen, die sich über die einjährige Übergangsphase hinaus mit der Neustrukturierung herumschlagen müssen.

Nicht erst seit dem miserablen Abschneiden bei der Exzellenzinitiative steht fest: Die nordrhein-westfälischen Akademikerschmieden müssen leistungsfähiger werden. Die rot-grüne Ex-Landesregierung tat den ersten Schritt, indem sie einen Globalhaushalt auf den Weg brachte und den Hochschulen damit Finanzautonomie gewährte. Das neue Gesetz wird den Wettbewerb jedoch kaum verstärken. Bei den geisteswissenschaftlichen Studiengängen würde er ohnehin nicht greifen, denn für sie fließen bislang keine Wirtschaftsgelder. Dennoch genießen deutsche Unis gerade hier einen hohen internationalen Ruf. Durch einen forcierten Wettbewerb wird es den Hochschulen mit Sicherheit schwer fallen, sich zu den Geisteswissenschaften zu bekennen.