Zyprische Eier für britischen Außenminister

Großbritanniens Außenminister Straw besucht Nikosia und bekommt einen Korb. Türkische Initiative chancenlos

BERLIN taz ■ Es hätte eine Friedensmission werden können – heraus gekommen ist jedoch ein diplomatisches Desaster. Der gestrige Besuch des britischen Außenministers Jack Straw in Zyperns geteilter Hauptstadt Nikosia fand unter Begleitung Eier werfender Demonstranten, vor Wut schäumender Kirchenvertreter und indignierter Politiker statt. Ein Treffen Straws mit dem zyprischen Außenminister Giorgos Iakovou gab es zwar, die gemeinsame Pressekonferenz jedoch fiel ins Wasser. Staatspräsident Papadopoulos, Parlamentschef Christofias und Parteienvertreter mieden den Briten, als hätte er die Vogelgrippe.

Besser behandelt wurde Straw dagegen im türkischen Norden Zyperns, wo er mit dem dortigen Präsidenten Talat in dessen Amtssitz zusammentraf. Genau diese Begegnung aber hatte für den Unmut unter den Zyperngriechen gesorgt. Schließlich beharrt man dort darauf, die einzig legale Republik auf der Insel zu sein. Ein Treffen Straws mit Talat hätten die Inselgriechen toleriert, nicht aber an Talats Amtssitz, dekoriert mit Flaggen der „illegalen“ „Türkischen Republik Nordzypern“. Damit werte Großbritannien den Status Nordzyperns auf, lautete der Vorwurf. Eben das hatte Straw wohl auch beabsichtigt.

Die ministerielle Posse in Nikosia ist ein Anzeichen dafür, wie es um eine Wiedervereinigung der geteilten Insel steht: denkbar schlecht. Am Vortag hatte der türkische Außenminister Gül eine neue Initiative vorgestellt, mit der eine Annährung erreicht werden sollte. Die Türkei ist dringend an einer Konfliktlösung interessiert, da das ungelöste Zypernproblem zu einem Hindernis für die eigene EU-Mitgliedschaft werden könnte. Gül schlug ein Treffen zwischen allen beteiligten Seiten – Griechenland, Türkei, Zyperngriechen und Zyperntürken – vor, um eine Initiative von UN-Generalsekretär Kofi Annan wieder in Gang zu bringen. Außerdem wollte er existierende Handelshemmnisse beseitigen.

Gül hatte kaum in Ankara gesprochen, da kam auch schon die Ablehnung aus Nikosia: Griechenpräsident Papadopoulos konnte in den Vorschlägen „nichts Neues“ entdecken. Tatsächlich will Ankara eine Erfüllung der EU-Forderung nach der Öffnung türkischer Häfen und Flughäfen für die Republik Zypern nur gegen den Wegfall aller Restriktionen für das türkische Nordzypern eintauschen. Zu einem solchen Kompromiss aber ist man in Nikosia nicht bereit.

KLAUS HILLENBRAND