„Das ist ein Dilemma“

Diskussion über die Bedeutung von Essensspenden

■ arbeitet als Geschäftsführerin im Bürgertreff Altona Nord. Sie lebte selbst mal von Sozialhilfe und weiß, wie schwer das ist.Foto: privat

taz: Frau Foitzik, wie wichtig sind Essensspenden für Altona?

Doris Foitzik: Altona Nord gehört zu den ärmsten Stadtteilen in Hamburg. Sei einem Jahr organisieren wir die Lebensmittelausgabe, bei der sich mittlerweile mehr als 200 Menschen registriert haben. Unsere Lebensmittel reichen allerdings nur für ungefähr 50. Wie wichtig die Spenden sind, sehen wir daran, dass selbst bei scheußlichem Wetter manche über drei Stunden vor der Ausgabe warten.

Ist es nicht Aufgabe des Staates, die Bevölkerung zu versorgen? Natürlich, die Essensausgabe ist eine Ergänzung staatlicher Leistungen. Diese Vor-Ort-Hilfe werden wir auch weiter geben. Wir fragen uns aber auch, ob diese milden Gaben nicht ein Signal an den Staat sein können, soziale Leistungen weiter zu beschneiden.

Inwiefern?

Auf der einen Seite sehen wir den Bedarf und die Notwendigkeit zu helfen. Auf der anderen Seite haben wir die Sorge, ob es dem Staat dadurch nicht leichter fällt, sich aus der Verantwortung zurückzuziehen, weil andere da sind und helfen. Das ist ein Dilemma.

Das wie zu lösen ist?

Genau das soll heute Abend diskutiert werden. Wir möchten die unterschiedlichen Meinungen, die in dieser Stadt bestehen, zusammenbringen. Wir haben ja auch keine Patentrezepte. Und sind gespannt auf Anregungen aus dem Publikum – das soll ja mitdiskutieren.

INTERVIEW: UTE BRADE

19 Uhr, Bürgertreff Altona-Nord, Gefionstraße 3, Eintritt frei